Essen. Während andere deutsche Metropolen bis 2030 ein deutliches Bevölkerungsplus haben werden, wird Essen bei dieser Entwicklung abgehängt. Das prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Die Experten haben auch Ideen, wie Essen auf die Entwicklung reagieren könnte.

Zwei Mal in Folge sind die Bevölkerungszahlen in Essen gestiegen. Für Forscher ist das jedoch kein Grund zur Entwarnung: Während Ballungsräume vor allem im Süden und Osten der Republik bis 2030 kräftig Neubürger gewinnen werden, wird die Bevölkerung in Essen in diesem Zeitraum schrumpfen. Das geht aus einer Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hervor.

Das IW sagt für Essen einen Rückgang um fünf Prozent vorher. Damit wird Essen – wie das gesamte Ruhrgebiet – nicht wie andere Großstädte vom Trend zur Urbanisierung profitieren, so der Autor der Studie, Klaus-Heiner Röhl. „Gemessen an der gesamtdeutschen Entwicklung steht Essen zwar nicht besonders schlecht da, aber die meisten anderen Metropolen wachsen.“

Mittelwerte aus verschiedenen Jahren genommen

Röhl hat als Basis zum einen die Bevölkerungsentwicklung zwischen 2005 und 2011 sowie die der stärkeren Zuwanderungsjahre 2008 bis 2011 genommen, diese weiterfortgeschrieben und daraus einen Mittelwert gebildet. Dass die Bevölkerung in Essen zuletzt leicht gestiegen ist, ist für Röhl kein Indiz, seine Vorhersage zu revidieren. „Es ist unwahrscheinlich, dass die starke Zuwanderung der vergangenen zwei Jahre so bleibt.“

Die Ursache liegt laut Röhl auf der Hand: „Wenn eine Region wie das Ruhrgebiet wirtschaftlich zurückbleibt, macht sich das in der Wanderung bemerkbar.“ Gibt es dagegen eine positive Entwicklung, entstehen Arbeitsplätze und somit Zuwanderung. Röhl sagt selbst in seiner Studie, dass Essen im Revier zwar wirtschaftlich vergleichsweise gut dastehe. Mit der Dynamik im Süden wie in München oder mit Leipzig oder Dresden im Osten jedoch nicht mithalten könne.

Uni-Standort stärken, Zuzug junger Menschen fördern

Für Essen sieht er mehrere Ansätze: Zum ersten müsse die Stadt überlegen, wie sie den Unistandort stärken kann, um den Zuzug junger Leute zu fördern. Zweitens gehe es darum, der Wirtschaft ein ansiedlungsfreundliches Umfeld zu bieten. Drittens sieht Röhl die Chance, von der wachsenden Rheinschiene zu profitieren. Essen könne beispielsweise als günstiger Wohnstandort punkten.

Schon heute hat Essen einen deutlichen Pendlerüberschuss. Jeder zweite, der in Essen einen Job hat, kommt von außerhalb. Für Essens Planungsdezernenten Hans-Jürgen Best gibt es deshalb vor allem einen Weg, diese als Neubürger zu gewinnen: „Wir müssen mehr Wohnbauflächen generieren.“ Best arbeitet bereits an einem Konzept, sagt aber selbst: „Vor der Kommunalwahl wird das nichts mehr.“