Essen. Eine Studie des renommierten Ifo-Wirtschaftsinstituts aus dem Jahr 2008 bescheinigt der Messe, dass sie Essen weit mehr bringt, als sie kostet - über die „Umwegrendite“. Demnach bringen die jährlich 1,3 Millionen Messe-Gäste 410 Millionen Euro in die Stadt. Unumstritten ist das allerdings nicht.

Um kaum etwas wird beim anstehenden Bürgerentscheid so kontrovers diskutiert wie um die so genannte „Umwegrendite“. Die Grundthese: Mag die Messe zunächst ein millionenteures Zuschussgeschäft sein, so spült sie über Umwege weit mehr Geld als sie kostet in die privaten und öffentlichen Kassen - und ist eben deshalb doch ein lohnendes Geschäft.

Laut der viel zitierten und inzwischen ebenso vielfach verdammten Studie des Ifo-Instituts aus dem Jahr 2008 lassen die jährlich rund 1,3 Millionen Messe-Gäste und die 80.000 Aussteller-Mitarbeiter im Jahresschnitt rund 410 Millionen Euro in Essen.

Hotels profitieren von Messe

Mancher Besucher mag nur eine Bratwurst kaufen und ein Evag-Ticket lösen. Andere aber bleiben für mehrere Tage in Essen, sie betten ihr müdes Haupt, fahren von A nach B, müssen essen und trinken und finden im günstigsten Fall in der Innenstadt noch ein teures Geschenk für die Lieben daheim. All das und vieles mehr wäre dann die Umwegrendite, die sich natürlich nur annäherungsweise, über Erfahrungswerte und statistische Kennziffern ermitteln lässt. Dafür sei das renommierte und messe-erfahrene Ifo-Institut die erste Adresse, heißt es.

Am Beispiel der Hotels wird deutlich, warum gerade diese Branche Messen so mag. Zu normalen Zeiten erhält man in Essen für 70 bis 80 Euro pro Nacht ein sehr ordentliches Zimmer. Zu Zeiten der großen Messen aber kostet dasselbe Zimmer leicht das doppelt- und dreifache, und viele Betriebe melden dann: ausgebucht. In ihrer Mischkalkulation sind Hotels auf diese Volllast-Zeiten angewiesen, und definitiv hätte Essen ohne Messe weniger Hotels. Als Bürger mag man fragen: Was geht’s mich an? Nun, Hotels beschäftigen vom Direktor bis zum Zimmermädchen viele Menschen - ganz normale Essener. Wenn im Zimmer der Wasserhahn tropft, freut sich ein Essener Klempnermeister, in der Bar fließt hoffentlich Stauder-Bier, generell sind Hotelgäste Taxifahrers Liebling.

Der Staat verdient mit

Dieses Beispiel ließ sich auch für andere Branchen durchbuchstabieren. Überdies habe die Messe 40 feste Service- und Vertriebspartner, vom Sicherheitsmann bis zum Standbauer, von der Catering-Firma bis zum Logistiker. Laut Ifo läppert sich da in der Summe jedenfalls ganz schön was zusammen: Neben den 216 eigenen Messe-Jobs, sichere die Messe NRW-weit um die 7500 Arbeitsplätze, darunter rund 3500 in Essen selbst.

Eine sicherlich stolze Zahl, die angezweifelt, aber letztlich nicht widerlegt wurde. Nicht nur Private verdienten übrigens an der Messe, auch der Staat. Durch den Messe-Betrieb selbst und durch Umweg-Effekte wird laut Ifo ein Steueraufkommen von rund 127 Millionen Euro pro Jahr generiert. Essen selbst - aber das ist ein Problem der Steuer-Systematik - erhält direkt allerdings nur 3,4 Millionen.