Essen. . Ab Herbst gilt ein neues Liniennetz der Essener Verkehrs-AG (Evag): Von Bredeney nach Altenessen gibt’s dann eine neue Straßenbahnlinie, die Linie 108. Die verkehrt auf der Südstrecke von Bredeney über den Hauptbahnhof bis zum Bahnhof Altenessen. Das hat Folgen für die Kulturlinie 107.
„Kulturlinie“ nennt die Evag die Straßenbahnlinie 107. Wer sich das Vergnügen gönnen möchte, Essens Kulturstätten entlang der Strecke von A wie Aalto-Theater bis Z wie Zollverein einmal mit der 107 abzufahren, muss sich nicht sputen, sollte sich damit aber auch nicht mehr allzu viel Zeit lassen. Denn die „Kulturlinie“, wie wir sie heute kennen, wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben.
Das ist der Preis dafür, dass der Aufsichtsrat der Evag den großen Wurf scheute, als er 2010 mit Rücksicht auf den Geldbeutel und die Befindlichkeit der Anwohner den geplanten Ausbau der so genannten Südstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und Bredeney bis auf weiteres auf Eis legte. Statt 42 Niederflurbahnen, die andernfalls benötigt würden, wird die Evag im Laufe des Jahres 27 brandneue Straßenbahnen aufs Gleis setzen. Für die Fahrgäste eine gute Nachricht. Spätestens Ende Oktober soll dann das neue Linienkonzept greifen, das nicht mehr ist als ein Kompromiss.
Die wichtigste Neuerung: eine Straßenbahnlinie 108, die auf der Südstrecke von Bredeney über den Hauptbahnhof bis zum Bahnhof Altenessen im Zehn-Minuten-Takt fahren soll. Eingesetzt werden veraltete Straßenbahnen mit Trittstufen zum Ausklappen. Denn moderne Niederflurbahnen können an U-Bahnhaltestellen Philharmonie, Rüttenscheider Stern und Martinstraße nicht halten, weil deren Bahnsteige bekanntlich höher liegen.
Die heutige Kulturlinie 107 wird dafür praktisch zweigeteilt. Zwischen Hauptbahnhof und Gelsenkirchen fahren moderne Niederflurbahnen, was den Komfort erhöht. Zwischen Bredeney und Hanielstraße fahren wie auf der Linie 108 zusätzlich veraltete Bahnen - dies aber nur montags bis freitags zur Hauptverkehrszeit. Eine durchgehende Kulturlinie 107 wird es dann also nicht mehr geben. Ohnehin nutzten nur vergleichsweise wenige Fahrgäste dieses Angebot, betont Daniel Therhaag, bei der Evag zuständig für die Angebotsplanung. Die große Masse fährt aus beiden Richtungen nur bis zum Hauptbahnhof.
Und auch das ist neu: Alle anderen Linien fahren im Zehn-Minuten-Takt nur noch mit Niederflurbahnen, die Linie 109 dann über den Berthold-Beitz-Boulevard. Zur Ringlinie wird die Linie 101 von Borbeck über den Hauptbahnhof bis nach Rüttenscheid und die Linie 106 in die entgegengesetzte Richtung.
Das Straßenbahnnetz komplett auf Niederflurbahnen umzustellen, hätte die Evag weitere 37,5 Millionen Euro gekostet. Die Vorgabe des Gesetzgebers, wonach der Öffentliche Personenverkehr bis zu Jahr 2020 barrierefrei umgebaut sein soll, wird die Evag nicht erfüllen. Ausnahmen von der Regel sind erlaubt und bleiben in Essen Realität.
Niederflurbahn: Das neue Liniennetz der Evag im Überblick
Ende Oktober will die Evag ihr neues Linienkonzept umsetzen. Die Neuerungen im Überblick:
Die Linie 108 fährt mit Klapptritt-stufenbahnen zwischen Bredeney und Bahnhof Altenessen im Zehn-Minuten-Takt.
Die Linie 107 fährt im Zehn-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Katernberg und im 20-Minuten-Takt weiter bis Gelsenkirchen mit Niederflurbahnen.
Zwischen Bredeney und Katernberg kommen montags bis freitags zur Hauptverkehrszeit im Fünf-Minuten-Takt veraltete Bahnen mit Klappstufen zum Einsatz.
Die Linie 101 fährt von Borbeck kommend über Bergeborbeck, Altendorf, Berliner Platz, Hauptbahnhof nach Rüttenscheid und über Holsterhausen wieder zur Helenenstraße.
Die Linie 106 fährt diesen Weg von der Helenenstraße in entgegengesetzte Richtung also über Holsterhausen, Rüttenscheid, Hauptbahnhof, Berliner Platz, Altendorf und Bergeborbeck nach Borbeck. An der jeweiligen Endhaltestelle ändern die Bahnen nur ihre Liniennummer. Nach dem Motto morgens mit der 101 in die Innenstadt, abends mit der 106 wieder zurück.
Die Linie 109 fährt über den Berthold-Beitz-Boulevard bis Martin-Luther-Straße.