Essen. Die Essener Bandidos starten mit Bier, Brüsten und „Bullen“ in die Saison. Zum Jahresauftakt ließen sie beim Tabledance-Contest die Puppen tanzen. Die Polizei war mit Großaufgebot Zaungast.
Wie starten Biker in die Saison? Mit Bier, Brüsten und „Bullen“ – zumindest die Essener Bandidos. Zum Jahresauftakt ließen sie vor rund 700 Gästen beim Tabledance-Contest am Westendhof die Puppen tanzen. Die Polizei war mit Großaufgebot Zaungast.
In beiden Fahrtrichtungen haben zahlreiche Uniformierte auf der Frohnhauser Straße, zum Teil mit Schnellfeuergewehr im Anschlag, Aufstellung genommen und überprüfen die ankommenden Autos. Vor der Personenkontrolle an der Eingangsschleuse drängeln sich die Kuttenträger. „Keinerlei Probleme“ wird die Polizei am nächsten Tag vermelden. Aber: „Wenn wir nicht starke Präsenz zeigen, ist das für Bandidos und Bürger das falsche Signal,“ so Polizeisprecher Peter Elke. Wer auf eine Biker-Party will, der muss Zeit mitbringen.
Drinnen, in der „Höhle des Löwen“, wurmt das natürlich: „Ärger gibt es beim Tabledance-Contest nie. Schauen Sie sich doch selbst um“, sagt mir Michael, Pressemann der Bandidos Deutschland, bevor er mich auf die erste große Party der Rocker des Jahres entlässt.
Bandidos-Party
Harley-Häschen bricht das Eis
Gelassen stehen die Gäste in der Gegend herum, halten sich am Bier fest oder belagern den Merchandise-Stand. Hier treffen befreundete Clubs zusammen, mindestens 15 aus ganz Deutschland sollen es sein. „Ein bisschen zugeknöpft das Ganze“, denke ich mir.
Das ändert sich, als sich der erste Hase im Mieder als Appetithäppchen für den Contest auf der Bühnen-Harley räkelt. Bewegung kommt in die Menge, Foto-Handys werden gezückt und die Kollegen vom Fernsehen – ein Team dreht für Stern TV eine Hautnah-Reportage – werden hektisch. Nachdem auch die Erinnerungsfotos mit der Blondine geschossen sind, ist erstmal Schluss mit holder Weiblichkeit.
"Jeder Club will etwas Besonderes bieten"
Nicht für lange. Knapp 20 Minuten später kündigt Moderator Billy das erste von neun Mädels an – laut Bandidos alle von einer Agentur gebucht oder selbst gemeldet. Professionell schlingt Mary ihre Gazellenbeine um die Pole Dance Stange, lässt nach und nach die spärlichen Dessous fallen.
Doch erst die dritte Kandidatin, der Harley-Hase vom Warm-Up, bricht das Eis richtig, löst so einige Schweißausbrüche aus. Vor der Bühne wird es eng. Ein zwei Meter großer Sicht-Versperrer in erster Reihe löst den Unwillen der Kollegen aus, während Danny einem Freiwilligen ein Hundehalsband anlegt. Als die dralle Dame den Rocker mit einer Gerte ein wenig abklopft, kennen die Biker kein Halten mehr. Der Laden grölt, drei schwer Tätowierte neben mir kugeln sich vor Lachen und ein Nachwuchsrocker krallt sich in seine Weste. „Es gibt halt viele Feiern und jeder Club will etwas Besonderes bieten“, erzählt mir Pressemann Michael.
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"Am Ende hatten alle was sie wollen"
Mit Assistenten und Halsband hat das Harley-Häschen die Herzen gewonnen, bei der abschließenden Abstimmung – der lauteste Applaus gewinnt – wird sie das Rennen machen. Doch vorher bekommen die Gäste noch einige Evastöchter, spektakuläre Spagate, zu sehen. „So gefällt mir die Polizei viel besser“, jubelt mein Nachbar, als eine Dame in lackschwarzer Ordnungshüterkluft auf die Bühne stöckelt.
Die Staatsmacht draußen ist da schon zum großen Teil zu Hause. Polizeisprecher Peter Elke findet versöhnliche Schlussworte: „Am Ende hatten alle was sie wollen: Die Polizei einen ruhigen Abend und der Club seine Feier.“