Essen. . Die Brandstiftung an ihrem Vereinsheim am Wochenende hat nicht nur die Bandidos aufgeschreckt, sondern auch die Anwohner, die ebenfalls in dem Gebäude leben. Sie haben erst am Morgen nach der Tat zufällig davon erfahren. Brandermittler der Polizei haben an der Fassade Spuren einer Flüssigkeit sicher gestellt.

Am Sonntagmorgen gegen 8.30 Uhr staunte Frank Stief nicht schlecht. Da entdeckte er auf der Straße, dass unbekannte Täter offenbar in der Nacht versucht haben, das Haus, in dem er lebt, anzuzünden. Stiefs Pech: Der 51-Jährige lebt an der Wüstenhöferstraße - in dem Gebäude, in dem die Bandidos ihr Vereinsheim haben. „Bei mir hat niemand geklingelt“, wundert sich Stief, der als Anwohner Razzien bei den Rockern kennt und von der Polizei durchaus schon aus dem Schlaf aufgeschreckt wurde. Stief ist noch immer verblüfft, dass zwar drei Männer (19, 25 und 31 Jahre alt) in dem ebenfalls dort ansässigen Tattoo-Studio von der Polizei benachrichtigt wurden, er aber nicht. Dabei habe das Licht seines Aquariums noch in der Nacht gebrannt, das sei von der Straße aus zu sehen gewesen.

Ins gleiche Horn stößt auch eine 24-Jährige, die mit ihrem fünfjährigen Sohn direkt über dem Vereinsheim wohnt. „Uns hat keiner was gesagt“, sagt die Frau, die nicht mit vollem Namen genannt werden will. Auch sie hat erst am Morgen von der Brandstiftung erfahren. Und sie fragt sich, „was alles hätte passieren können“. Wenn nicht ein zufällig am Tatort vorbeifahrender Autofahrer gegen 0.45 Uhr am frühen Sonntagmorgen mehrere Feuerstellen an der Außenfassade des Vereinsheims bemerkt, die Klein-Brände dann mit den Füßen ausgetreten und schließlich die Polizei alarmiert hätte. Es hätte für die Bandidos - und vor allem für die Anwohner an der Wüstenhöferstraße­ deutlich schlimmer kommen können.

„Möglicherweise sind der oder die Täter gestört worden“

Den Tatort in Bochold haben Brandermittler der Essener Polizei am Montag in Augenschein genommen. Eine erste Erkenntnis: Zu keinem Zeitpunkt habe eine Gefährdung der Hausbewohner bestanden, betont Polizei-Sprecherin Tanja Hagelüken. Deshalb hätten die Beamten vor Ort auch darauf verzichtet, die Anwohner noch in der Nacht zu informieren. Weil sich, als die Feuer gelegt wurden, mehrere Menschen in dem Gebäude befunden haben, ermittelt die Polizei weiter wegen schwerer Brandstiftung. Der Sachschaden ist dabei unerheblich. Auch an der Fassade sei es durch die Feuerstellen zu keinen größeren Beschädigungen zu kommen. „Möglicherweise“, sagt Hagelüken, „sind der oder die Täter gestört worden.“ Rund um die Feuerstellen stellten die Brandermittler geringe Spuren diverser Flüssigkeiten sicher. Ob es sich dabei etwa um Reste eines Brandbeschleunigers handelt, wird nun untersucht werden. Sprecherin Hagelüken: „Das kann mehrere Wochen dauern.“

Noch hat die Polizei keine Hinweise auf den oder die Täter. Deshalb bleibt auch zunächst unklar, ob die Tat in einem Zusammenhang mit dem in Nachbarstädten wie Oberhausen oder Mülheim teils blutig ausgetragenen Konflikt zwischen diversen Rockerbanden steht. „Noch ist alles völlig offen“, sagt Hagelüken. Unter 0201 / 829-0 sucht die Polizei weiter Zeugen. Anwohner Frank Stief hat allerdings genug. Der 51-Jährige würde gerne ausziehen. Auch wenn die Wohnung verkehrsgünstig liegt und preiswert ist. Seit zweieinhalb Jahren lebt er dort: „Als ich eingezogen bin, da war hier Ruhe.“