Essen. . Der angeschlagene Thyssen-Krupp-Konzern mit Sitz in Essen plant offenbar, einen Großteil der Verwaltungsaufgaben vor allem ins billige Ausland zu verlagern. Die Betriebsräte befürchten, dass dies besonders den Standort Essen treffen wird. Die Verhandlungen darüber beginnen jetzt.
Die Mitarbeiter von Thyssen-Krupp in Essen sind schon länger in Sorge um ihre Arbeitsplätze. Spätestens seit der Konzern im vergangenen Frühjahr angekündet hatte, 3000 der weltweit 15 000 Stellen in der Verwaltung zu streichen. Nun aber werden die Pläne konkreter und die Arbeitnehmervertreter sind mehr denn je alarmiert: Es könnte für den Standort Essen noch schlimmer kommen als ohnehin befürchtet.
Der Konzern will in der Verwaltung nämlich nicht nur Stellen einsparen, er will auch großflächig Arbeitsplätze verlagern – nach Berlin, Polen und Indonesien. So sollen weitere Kosten im dreistelligen Millionenbereich gespart werden. Betroffen sind das Personal- und Rechungswesen, die IT und die Immobiliensparte Real Estate, die alle in einer neuen Einheit „Global Shared Services“ gebündelt werden sollen.
In diesen Bereichen arbeiten besonders viele Mitarbeiter am Standort Essen – den Informationen nach sollen es derzeit zusammen rund 1400 sein. Wie viele Arbeitsplätze in Essen durch die Verlagerung wegfallen sollen, ist derzeit noch unklar. Es kursieren Zahlen, dass am Ende nur noch rund 600 Jobs in Essen verbleiben könnten. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht.
Außerordentliche Betriebsversammlung
Beispiel: die Thyssen-Krupp Business Services in Essen. Sie ist hauptsächlich für das Finanz- und Rechnungswesen zuständig und zählt derzeit 450 Beschäftigte. Die Mitarbeiter hatte der Betriebsrat am Freitag zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung eingeladen, um sie über die Pläne der Konzernführung zu informieren. 40 Arbeitsplätze sind bei der Business Services bereits weggefallen und bis Ende des Geschäftsjahres 2014/15 sollen weitere 80 abgebaut werden – sozialverträglich.
Ob das mit der Sozialverträglichkeit so bleibt, wenn die Verlagerung kommt, ist sich Betriebsratsvorsitzender Holger Hollnack nicht sicher. Nur eines ahnt er: In den kommenden Jahren wird hier kein Stein auf dem anderen bleiben. Nach seinen Worten will der Konzern ein so genanntes Reifegrad-Modell einführen: je einfacher die Tätigkeit ist, desto weiter weg soll sie von Essen verlagert werden. „Ich befürchte, dass der geringste Teil der Arbeit in Essen bleibt. Fast alle müssen daher um ihren Arbeitsplatz – ob durch Abbau oder Verlagerung – bangen.“
Ein Konzern-Sprecher erklärte zu den Vorgängen lediglich: „Die Sondierungsphase mit den Arbeitnehmern ist abgeschlossen und wir werden nun Verhandlungen aufnehmen“. Die Unruhe und Ungewissheit unter den Mitarbeitern wird andauern.