Essen. . Ein Baggerfahrer hat bei Bauarbeiten in Essen-Kettwig eine Weltkriegsbombe bewegt: Der 32-Jährige identifizierte den Blindgänger als solchen und alarmierte den Kampfmittelbeseitigungsdienst. Am Montag wird die Bombe entschärft. Das Ordnungsamt rechnet mit Staus und Verkehrsbehinderungen.
In Euskirchen riss eine Weltkriegsbombe einen Baggerfahrer am 3. Januar in den Tod. Auf einer Baustelle in Essen-Kettwig dagegen kam ein 32-Jähriger am Mittwochnachmittag mit dem Schrecken davon: Auch er schaufelte mit einem Bagger Bauschutt weg, auch er bewegte mit seinem Arbeitsgerät einen scharfen Blindgänger. Der aber war keine gefährliche Luftmine und auch nicht mit einem der tückischen Verzögerungszünder versehen. Detonieren können hätte er unter Umständen aber eben doch. Am Montagvormittag soll die US-amerikanische Fünf-Zentner-Bombe entschärft werden. Einsatzleiter Norbert Geldermann vom Essener Ordnungsamt warnt vor größeren Verkehrsbehinderungen.
Am Mittwoch, gegen 15.30 Uhr, entdeckte der Mann die Bombe auf der Ruhrbogen-Baustelle, auf der Immobilienentwickler Ten Brinke in exklusiver Lage am Fluss 20 Stadthäuser, 40 Eigentumswohnungen und bis zu vier luxuriöse Villen errichtet. „Es war ein sehr, sehr aufmerksamer Baggerfahrer“, lobt Ten-Brinke-Vertriebsleiterin Sylvia Reddmann. „Die meisten hätten die Bombe auf den ersten Blick nicht von Bauschutt unterscheiden können.“ Der Angestellte einer Baufirma aus Ahaus (Kreis Borken) war bei Sanierungs- und Ausschachtungsarbeiten auf den Sprengkörper gestoßen. Reddmann: „Dem Mann geht’s gut, er arbeitet schon wieder.“
Nach Auswertung von Luftbildern keine Hinweise auf Bombe
Die Experten vom Kampf-mittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung hatten im Vorfeld des Projektes bei der vorgeschriebenen Auswertung von Luftbildern keine Hinweise auf Weltkriegsbomben entdecken können. „Das war ein echter Zufallsfund“, erläutert Norbert Geldermann vom Ordnungsamt. Ähnlich wie in Euskirchen sei auch das in Kettwig entdeckte Exemplar nicht über dem Fundort abgeworfen worden: Nach dem Weltkrieg wurde das Gelände mit Bauschutt und Hochofenschlacke begradigt, die Bombe dabei wohl unidentifiziert am Fluss vergraben.
Nun liegt sie wieder drei Meter tief unter der Erde. So haben die Sprengmeister der Bezirksregierung das Weltkriegsrelikt gesichert. Ten Brinke hat zudem einen Sicherheitsdienst damit beauftragt, Neugierige und Bomben-Touristen vom explosiven Fundstück fernzuhalten. „Die Sicherheit ist gewährleistet“, versichert Geldermann, zumal der Bombe zwei „ganz normale Aufschlagzünder“ zu ziehen seien.
Wichtige Haupptstraßen in Kettwig am Montag gesperrt
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Wenn Sprengmeister Peter Giesecke aus Oberhausen die Fünf-Zentner-Bombe am Montag unschädlich macht, sind davon dennoch viele hundert Menschen – vor allem Auto- und Bahnfahrer – betroffen: Das Ordnungsamt will die anliegenden Wohn- und Industriegebiete ab 10 Uhr evakuieren, mit Hilfe der Polizei ab 10.30 Uhr Straßen sperren. „Autofahrer sollten einen großen Bogen um Kettwig machen“, appelliert Einsatzleiter Geldermann. Denn in der Sicherheitszone, in der sich am Montag bis zur Entwarnung niemand im Freien aufhalten darf, liegen mit Ringstraße, Ruhrtalstraße, Hauptstraße und Graf-Zeppelin-Straße die wichtigsten Verkehrsadern des Stadtteils. Entsprechen, so Geldermann, „rechnen wir mit Staus und Verkehrsbehinderungen“. Auf die müssen sich auch Fahrgäste der S 6 einstellen: Der Großeinsatz bremst die Bahn wohl zwischen 10.45 Uhr 11.45 Uhr aus. Das Ordnungsamt will am Freitag Details zur geplanten Evakuierung veröffentlichen.
Kettwig im Sommer 2013