Essen. Die Polizei Krefeld lässt Täter in Essen einbrechen und kann die vier Männer festnehmen. Während sich die Polizei über den Erfolg freut, erheben die geschädigten Essener Vorwürfe gegenüber den Beamten: Warum passierte der Zugriff erst Stunden später?

Gabriele Thieme* verlässt am 19. Dezember ihre Wohnung in der Wusthoffstraße in Rüttenscheid. Es ist ihr letzter Arbeitstag vor Weihnachten. Was sie noch nicht ahnt: Wenige Stunden später, zur Mittagszeit, wird ihre Nachbarin sie aufgeregt anrufen: „Bei Euch ist eingebrochen worden!“ Möglicherweise sind die Einbrecher sogar noch in dem Mehrfamilienhaus. Gabriele Thieme benachrichtigt ihren Mann Gunther*. Der eilt zur Wohnung. An der Tür der Dachgeschosswohnung stehen jedoch keine Einbrecher mehr sondern bereits vier Polizisten in Zivil.

Einen Tag später wird die Polizei Krefeld folgende Meldung veröffentlichen, die auch in der WAZ Essen steht: „Die Polizei hat einen Wohnungseinbruch in Rüttenscheid aufgeklärt und die mutmaßlichen Täter in Krefeld festgenommen. Die vier Männer im Alter von 16, 31, 40 und 41 Jahren wurden dem Haftrichter vorgeführt. Die Polizei hatte am Donnerstag das Fahrzeug der Tatverdächtigen in Krefeld kontrolliert. Die Männer, die von einem Beutezug aus Essen zurückkehrten, versuchten noch, Schmuck aus dem Fahrzeug zu werfen. Dieser konnte später ebenso sichergestellt werden, wie weitere mutmaßliche Beute im Wagen. Die Gegenstände wurden einem Einbruch in der Wusthoffstraße in Essen-Rüttenscheid zugeordnet.“

Polizei hatte Täter schon länger im Blick

Was in der Meldung nicht steht, die Polizei Krefeld später auf Nachfrage bestätigt: Eine Sonderkommission hatte die Männer schon länger im Blick, verfolgte sie an dem Tag bis nach Essen. Als Gunther Thieme dies von den Polizisten im Hausflur erfährt, ist er fassungslos: „Die Polizei hat den Einbruch bewusst zugelassen und billigend in Kauf genommen.“ Was wäre gewesen, wenn er, seine Frau oder sein Sohn in der Wohnung gewesen wären? Die Polizei in Krefeld will sich zu dem Einsatz derzeit nicht näher äußern, untersucht den Fall intern. Man kann also nur mutmaßen; dass ein Teil der Polizisten die Täter zurück nach Krefeld verfolgte, die anderen derweil nachschauten, ob es tatsächlich einen Einbruch gegeben hatte.

Warum sie die Täter nach dem Einbruch nicht direkt an der Haustür festgenommen hätten, fragt Gunther Thieme. Sie seien geflüchtet und würden verfolgt, lautet die Antwort. Etwa zwei Stunden später, die Beamten der Spurensicherung sind noch in der Wohnung, kommt die Nachricht aus Krefeld: Die Täter seien gefasst, die Beute sei sichergestellt. Diese vermeintlich gute Nachricht, wird sich später für die Thiemes jedoch als Enttäuschung entpuppen.

Goldschmuck nach Einbruch verschwunden

Vier Tage später fahren die Thiemes nach Krefeld, um ihre gestohlenen Sachen abzuholen. Der Beamte übergibt ihnen u.a. einen iPod, eine Kamera, Uhren, die nicht mehr laufen, weil deren Batterien leer sind und einige Schmuckstücke. Was fehlt, so sagen die Thiemes, ist der gestohlene Schmuck aus Gold und Edelsteinen. Der Polizist auf der Wache habe sie ungläubig angeschaut. Man habe die Täter ja verfolgt. Dann müssten die den Schmuck ja geschluckt haben. Ein zweites Mal sind die Thiemes fassungslos. Fotos der verschwundenen Schmuckstücke haben sie, wie aber sollen sie beweisen, dass die tatsächlich gestohlen wurden? „Jetzt stehen wir da wie Lügner“, sagen sie.

Und sie stellen die Frage: Warum hat die Polizei die Täter nicht gleich in Essen nach dem Einbruch festgenommen? Dann wären, so die Thiemes, die Schmuckstücke noch da. Dazu und auch ob sie die Täter tatsächlich lückenlos bis Krefeld verfolgt habe, möchte sich die Polizei nicht äußern und verweist auf die Untersuchungen.

Den Frust der Thiemes kann Polizeisprecher Acor Kniely verstehen. Und dennoch sei es für die Polizei ein Erfolg gewesen. Denn selten gelinge es, Einbrecherbanden dingfest zu machen und eine so „gute Beweislage“ vorzufinden. Das verstehen auch die Thiemes. Aber musste das auf unsere Kosten sein und sind der Polizei nicht auch Fehler unterlaufen?, fragen sie.

*Namen geändert