Essen. Wulf Mämpel war langejähriger Lokalchef der WAZ-Stadtredaktion. Er hat engagiert die Entwicklung des Aalto-Theaters begleitet, hat Millionen für Produktionen eingeworben. Der Stolz auf diese Stadt ist ihm noch heute anzuhören. Am Sonntag wird er 70 Jahre alt.

Es mag seinen Grund haben, dass Wulf Mämpel, langjähriger Lokalchef der WAZ-Stadtredaktion und stadtbekannter Kulturförderer, seinen 70. Geburtstag an diesem Sonntag jenseits der Heimat feiert, bei seiner Tochter in Südafrika. Die Gratulationen werden ihn trotzdem zuhauf erreichen, weil er bekannt ist wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Wie soll es auch anders sein nach 30 Jahren, in denen sich Mämpel nicht nur als Beobachter des Stadtgeschehens verstanden hat, sondern auch als Gestalter, Mutmacher, Mitdenker und Ermöglicher.

Eindrucksvollster Beleg dieser Aufgabenvielfalt ist der Freundeskreis Theater und Philharmonie, den der gebürtige Westfale zu einem der bedeutendsten Theaterfördervereine der Republik formte. Mämpel ist ein leidenschaftlicher Mann der Musen, der bei über 1000 Premieren dabei war. Engagiert hat er die Entwicklung des Aalto-Theaters begleitet, er hat Millionen für Produktionen wie den „Ring“ eingeworben. Dabei war die Stadtentwicklung nicht minder sein Steckenpferd. „Ich hab mich immer gefreut, wenn irgendwo ein Bagger stand, dann ging’s mit der Stadt weiter aufwärts.“

Mitte der 70er Jahre übernahm Wulf Mämpel die WAZ-Stadtredaktion Essen

Und es musste aufwärtsgehen, Mitte der 70er, zu Zeiten von Kohle- und Stahlkrise, als der Sohn einer Opernsängerin und eines Chef-Dramaturgen die Stadtredaktion Essen übernahm, unter den vielen Lokalausgaben bis heute das Flaggschiff der Mediengruppe.

Vielleicht hätte aus ihm auch ein Heldentenor werden können, „aber die Stimme hat nicht mitgespielt“ schmunzelt Mämpel. Sein Wort hat er stattdessen in den Dienst einer Stadt gestellt, die für ihn nie fertig war und deren Veränderungen er am liebsten „konstruktiv“ begleitete. Was ihm dabei ein- und auffiel, war im „Lupus“ zu lesen, seiner Wochenendkolumne.

Der Stolz auf diese Stadt ist ihm noch heute anzuhören. Und er hat ihn auch kommuniziert. Seine Serie über Menschen, die von Essen aus Karriere machten, schaffte mehr als 50 Folgen. Immer willkommen waren auch prominente Redaktionsbesucher von Kardinal Hengsbach bis Muhammad Ali.

Mämpel war fast überall dabei, hat sich aber nicht verbrüdert

Mämpel selbst bezeichnet sich heute als einen „kritischen Patrioten“. Jemand, der die für Lokaljournalisten nicht ganz unkomplizierte Gratwanderung aus Nähe und Distanz auf seine Art gemeistert hat. „Ich war auf vielen Hochzeiten dabei, aber ich habe mich nie verbrüdert.“

Viele Kontakte freilich halten bis heute. Und Mämpel nutzt sie nicht nur für seine Talk-Shows, die Themen der Stadt immer wieder aufgreifen. Auch die Feder gerät ihm noch lange nicht stumpf. Gerade ist sein Buch zum 25-jährigen Bestehen des Aalto-Theaters herausgekommen. Im Frühjahr soll sein neuer historischer Roman über Karl den Großen erscheinen. Ehefrau Thora, mit der er seit 49 Jahren verheiratet ist, wird dann wieder ein bisschen öfter auf ihn verzichten müssen.