In der WAZ-Lokalredaktion Essen geht zum Jahreswechsel eine Ära zu Ende: Wulf Mämpel, der am kommenden Montag seinen 65. Geburtstag feiert, verabschiedet sich nach mehr als 40 Jahren im Dienste dieser Zeitung in den Ruhestand.
Mämpel führte seit 1976 als Lokalchef die WAZ-Redaktion Essen und hat den Journalismus in dieser Stadt maßgeblich geprägt. Mämpel verstand sich nie nur als Beobachter und Kommentator des lokalen Geschehens, sondern auch als publizistischer Antreiber und Moderator beim Wandel der Industriestadt Essen zur modernen Dienstleistungs-, Universitäts-, Messe-, Einkaufs-, ja schließlich Kulturhauptstadt. „Lupus”, wie er seit Schulzeiten gerufen wird und seine wöchentlichen Kolumnen zeichnete, versah sein journalistisches Handwerk stets mit einem Schuss Lokalpatriotismus. Das Lesen im „Kaffeesatz” lehnte er ab.
Mämpel, Sohn eines Theaterwissenschaftlers und einer Opernsängerin, ist seit 1985 ein Förderer der Kultur. Als Vorsitzender des Freundeskreises Theater und Philharmonie ist er wichtige Stütze vieler Produktionen auf Essens gelobten Bühnen.
Journalismus verstand Mämpel immer auch als Haltung und engagierte sich auch ehrenamtlich, so im Vorstand des Kinderschutzbundes oder im Uni-Freundeskreis. 2006 wurde der evangelische Christ mit dem seltenen vatikanischen Papstorden ausgezeichnet, zudem ist er Träger der Bundesverdienstmedaille.
Mämpel, der zahlreiche Bücher veröffentlichte und Autor historischer Romane ist, ist ein leidenschaftlicher Erzähler. Sein Redaktionsteam, auf das er immer „sehr stolz” war, weiß seinen Schatz an Anekdoten und Parodien zu schätzen und wird ihn vermissen. Zahlreiche junge Journalisten durchliefen seine „Essener Schule”. Wenn Mämpel in den Ruhestand geht, wird er mehr Zeit für seine Frau Thora, für die Enkelin, die Hobbys und Ehrenämter finden. Langeweile kennt er, der nach eigenem Bekunden nie einen Tag vertrödeln möchte, nicht. Wulf Mämpel wird auch ohne WAZ Journalist bleiben – obwohl man es sich noch gar nicht richtig vorstellen kann.