Essen. . Fünf Monate nach dem verheerenden Wasserschaden im Stadion Essen an der Hafenstraße nähert sich die Zeit der Provisorien dem Ende. Bis zu 1,10 Meter hoch stand am 26. Juli das Wasser. Bis zur Rückrunde soll der Schaden behoben sein. Ein Besuch auf der Baustelle.
Als die Feuerwehr in der Nacht zum 26. Juli vor dem Stadion Essen an der Hafenstraße anrückt, gibt es nichts zu löschen. Den Rettern schlagen keine Flammen entgegen als sie die Stufen der brandneuen Haupttribüne hinabsteigen; Wasser plätschert aus einer defekten Rohrmuffe, und das schon seit Stunden.
Ein Kurzschluss hatte die Brandmeldeanlage ausgelöst. Da war das komplette Untergeschoss bereits geflutet. Noch tags drauf laufen die Pumpen der Feuerwehr ohne Unterlass.
Unfreiwillig inszeniert
Um den Schaden zu dokumentieren, schoss Markus Kunze von der städtischen GVE damals ein paar Fotos mit seiner Handykamera. Einige Bilder wirken heute unfreiwillig inszeniert. In dem zur Turnhalle umfunktionierten Mehrzweckraum schwimmt eine rote Badelatsche zwischen Fitnessgeräten, die nur noch für Wassergymnastik taugen. Ein anderes Stillleben erinnert an Brennstäbe im Kühlbecken eines Kernreaktors.
Bis zu 1,10 Meter hoch stand damals das Wasser. Technikräume, Spielerkabinen, Medienzentrum und Cateringbereich soffen buchstäblich ab. Als die Feuerwehr wieder abzieht, wird das gesamte Ausmaß sichtbar. In den Fluren türmt sich der Estrich auf wie Eisschollen im Nordatlantik. Ab in die Boote? Nein, da ist nichts mehr zu retten. Alles muss raus.
Fünf Monate später hat der Besucher ein Déjà-vu-Erlebnis. Frisch verputzte Wände, unter der Decke Kabelsalat, ein Fliesenleger bei der Arbeit – es riecht nach Rohbau.
„Wir können uns nicht beklagen"
„Wir gehen davon aus, dass wir hier rechtzeitig fertig werden“, sagt Markus Kunze. Rechtzeitig, das heißt bis zum 1. Februar, wenn Regionalligist Rot-Weiss Essen zum ersten Spiel der Rückrunde antritt.
Seit das Wasser kam, ziehen sich die Kicker in Containern um. „Wir können uns nicht beklagen. Wo kommen wir denn her!“, sagt RWE-Chef Michael Welling. Im Georg-Melches-Stadion diente als Entmüdungsbecken eine 240-Liter-Tonne der EBE.
Wer nicht vom Fach ist, mag den Zeitplan der GVE ehrgeizig nennen. Wer vom Fach ist möglicherweise auch. Auf 1,3 Millionen Euro beziffert der Stadionbetreiber den Schaden am Bau. Das spricht für sich. 100.000 Euro hat der Fußballverein laut Welling verloren, weil in den Fluten unter anderem Videotechnik, Waschmaschinen, Trockner und das Waschpulver für eine komplette Saison untergingen - auch das ein Fall für die Versicherung.
Das Corpus Delicti, besagte Muffe, liegt bei der GVE gut verwahrt im Tresor. „Wir wissen nicht, ob es ein Materialfehler war oder ob das Teil nicht richtig montiert worden ist“, sagt Kunze. Wird das erst in der Nachspielzeit geklärt? Noch habe die Versicherung den Schaden nicht komplett beglichen.