Essen. . 2:1 - im Fußball spricht dies für ein umkämpftes Spiel. Bei den Sport- und Bäderbetrieben in Essen steht es für das Prinzip, Vereine auf einer Sportanlage zusammenzulegen, um veraltete Plätze aufzugeben. Nicht jeder Club ist dazu bereit.
Die Sportfreunde Katernberg in Essen zählten früher einmal zu den ganz Großen im Westen. Kein Geringerer als „Boss“ Helmut Rahn, der WM-Held von 1954, trat hier vor den Ball, am Lindenbruch, wo heute der Putz bröckelt und die großen Erfolge längst nur noch Fußball-Historie sind.
Die Wirklichkeit heißt Kreisliga B, viel weiter runter geht’s nicht mehr. Weil Tradition bekanntlich keine Tore schießt, sind die Sportfreunde bereit jenen Weg zu gehen, den die Sport- und Bäderbetriebe in Essen einer ganzen Reihe von Amateurvereinen schmackhaft machen wollen. 2 : 1 heißt das Wunschergebnis. Was sonst für einen umkämpften Spielverlauf steht, soll möglichst glatt über die Bühne gehen: Zwei Vereine teilen sich eine Sportanlage, eine veraltete könnte die Stadt dafür schließen und auf Sicht viel Geld sparen.
Die Sportfreunde Katernberg wären nach den Worten ihres Vorsitzenden Gerhard Velten dazu wohl bereit. „Wir haben keine andere Wahl“, sagt Velten. Das traditionsreiche Stadion Lindenbruch, in dem sie sich einst zu tausenden drängten, würde für immer verschwinden.
Einige Vereine aufgeschlossen für Pläne der Sportverwaltung Essen
Einer ganzen Reihe von Spielstätten könnte es ähnlich ergehen. Ein halbes Dutzend Sportanlagen hält die Planungsverwaltung potenziell für geeignet, um sie umzuwidmen und als Bauland zu vermarkten. „Wir würden sofort umziehen und warten nur auf ein Signal“, sagt Kevin Kerber, Vorsitzender des TuS 84/10, der an der Germaniastraße in Bergeborbeck auf Asche kickt und an der Prinzenstraße gemeinsam mit dem SV Borbeck die Fußballschuhe schnüren soll.
Auch in Überruhr zeigen sie sich den Plänen der Sportverwaltung gegenüber aufgeschlossen. „Unter bestimmten Voraussetzungen“ würde Teutonia Überruhr seine sieben Sachen packen, um künftig auf der Bezirkssportanlage Überruhr aufzulaufen. Gemeint ist ein eigenes Vereinsheim, denn erst 2006 habe man an der Mentingsbank 60 000 Euro in ein neues Clubheim investiert.
Andere Vereine in Essen wollen für ihren Platz kämpfen
Andere winken gleich ab, so wie die Sportfreunde 07. „Wir sind schon einmal planverdrängt worden“, ereifert sich Vorsitzender Thorsten Grune. Im Jahr 2000 musste der Verein der Bebauung an der Moritzstraße weichen. Immerhin 1,6 Millionen Euro investierte die Stadt in den Platz an der Veronikastraße. „Wir fühlen uns hier wohl und werden dafür kämpfen, dass wir hierblieben“, betont Grune.
Die Sportverwaltung locken mit dem Bau von Kunstrasenplätzen, sollten sich die Vereine auf die 2:1-Lösung einlassen. Michael Kurtz von den Sport- und Bäderbetrieben sagt aber auch: „Wir werden keinen Verein gegen seinen Willen umsetzen.“ Es ist erst einige Jahre her , dass Vereine gegen den Masterplan Sport auf die Straße gingen. Auch dieser gehorchte dem Prinzip, aus zwei mach ein. Bei der Stadt haben sie das nicht vergessen.