Die Stadt Essen lässt die Sport- und Bäderbetriebe auf weiteres Sparpotenzial überprüfen. Kürzungen sind natürlich immer ein Weg um die Kosten zu drücken – nicht vergessen werden dürfen aber die sozialen Folgekosten. Ein Kommentar von Wolfgang Kintscher.

Einer der wichtigsten Gründe, warum Unternehmen den eigenen Laden von externen Prüfern durchforsten lassen, liegt wohl darin begründet, dass Gutachter schlicht schmerzfrei sind. Wenn es ums Sparen geht, kennen sie keine Verwandten, haben mit niemandem eine Leiche im Keller, sprechen aus, was ausgesprochen werden muss und kommen schon mal auf Ideen, die bei betriebsinterner Sicht nach dem guten alten Motto „Das haben wir noch nie so gemacht“ unter den Tisch fallen. Dass man diese gewollte Rücksichtslosigkeit mit inhaltlichen Unschärfen erkauft, liegt auf der Hand. Aber das ist es nicht, was einen skeptisch macht, ob es nun wirklich ein 35.000 Euro teures Gutachter braucht, um Essens Sport- und Bäderbetriebe auf allerletzte Sparpotenziale zu untersuchen. Denn eigentlich geht es weniger darum, ein komplexes System auf den Prüfstand zu stellen, als vielmehr politisch zu entscheiden, welches Sportangebot die Stadt sich noch leisten will und wie viel Geld nötig ist, um dieses Programm in Art und Umfang aufrechtzuerhalten. Wir wissen, was Geld spart: Bäder dicht machen, Sportanlagen schließen, Gebühren erhöhen, die Vereine knapp halten. Aber wir wissen auch, was das kostet: an Lebensqualität wie an sozialen Folgekosten, wenn die Vielfalt gerade für Kinder und Jugendliche auf der Strecke bleibt. Der Sport braucht nicht noch weniger Geld, er braucht mehr. Das ist mein Rat an die Stadt, kostenlos.