Essen. Seit einem Jahrhundert gibt es die DRK-Schwesterschaft Essen. Zu Beginn war sie eine Gemeinschaft, die unverheiratete Frauen unterstützte. Heute arbeiten 280 Menschen aus 40 Nationen bei der Pflegeorganisation - im Ambulanten Dienst sowie in der Universitäts- und Ruhrklinik.

Es war einmal eine Gemeinschaft, die sollte unverheirateten Frauen einen Rückhalt in einer Gesellschaft geben, in der es für sie schwer war, ihren Platz zu finden. Heute ist diese Gemeinschaft die größte Pflegeorganisation im Ruhrgebiet. Die DRK-Schwesternschaft Essen feiert ihren 100. Geburtstag.

Doch was ist sie eigentlich, die DRK-Schwesternschaft? Zunächst einmal Arbeitgeber für 280 Angestellte aus 40 Nationen, die zum größten Teil beim Ambulanten Dienst und in der Universitäts- sowie der Ruhrlandklinik ihrem Beruf nachgehen. Daneben ist sie gemeinsames Dach für fast 1900 Vereinsmitglieder, von der Struktur her also auch nicht wesentlich anders als ein Kleingartenverein.

„Die DRK Schwesternschaft ist eine 100-jährige Gemeinschaft, deren Vielfalt sich lohnt, entdeckt zu werden“, betonte Silke Schmalz, Oberin der DRK-Schwesternschaft Essen anlässlich des offiziellen Geburtstagsempfangs. Imagefilme waren vorher über den Beamer geflimmert. Motivierte Mitarbeiter waren hier zu sehen, die ihre beruflichen Wünsche an verschiedenen Stellen im vielfältigen Universum der Schwesternschaft verwirklicht haben. „Wir sind eine professionelle Pflegeorganisation geworden“, unterstrich die Oberin.

Wilhelm II. unterstützte vor 100 Jahren die DRK-Schwesternschaft mit 350.000 Reichsmark

Das war nicht immer unstrittig. Vor zwei Jahren machte die DRK-Schwesternschaft Schlagzeilen, weil es im Uniklinikum einen Machtkampf zwischen Personalrat und Vorstand über deren Rolle gab. Es ging um 1300 Arbeitskräfte, die nicht bei der Uniklinik, sondern den Schwestern angestellt waren und nur dem Vereinsrecht anheim gestellt waren.

Im August 2012 vereinbarte der Vorstand des Klinikums gemeinsam mit dem Personalrat – in Abstimmung mit der Schwesternschaft – dass neu hinzukommende Pfleger oder Schwestern sich zukünftig auch direkt beim Universitätsklinikum anstellen lassen können.

Ein Kapitel in der bewegten Geschichte der Schwesternschaft. Als offizieller Gründungstag gilt der 29. Januar 1913, der Tag, an dem die Baugenehmigung für das Zentrum am Holsterhauser Hohlweg erteilt wurde. Kaiser Wilhelm II. unterstützte den Bau mit 350.000 Reichsmark. Zunächst übernahmen 34 Schwestern die Pflege in den vier Jahre zuvor gegründeten Städtischen Krankenanstalten – der heutigen Uniklinik.

Heute gibt es immer weniger Personal, aber mehr Aufgaben

Das Team wuchs nach 1919 ständig an – bis im Zweiten Weltkrieg das Krankenhaus fast und das Mutterhaus völlig zerstört wurden. 1952 stand das neue Mutterhaus an gleicher Stelle. 1960 zählte man 249 Schwestern – fast so viele wie heute.

„Disziplin, Gemeinschaft, Zusammenhalt: Wir waren damals einfach ein klasse Team. Heute ist die Arbeit viel schwieriger geworden, immer weniger Personal für stetig wachsende Aufgaben“, berichtet Hannelore Herker, die 1964 zu den Schwestern kam. Was ist für sie die DRK-Schwesternschaft? Die 69-Jährige: „Wir sind eine Gemeinschaft. Einige wagen zu sagen: Wir sind eine Familie.“