Essen. Zollverein, Evag, ganze Stadtteile, die WAZ – und jetzt auch noch der Oberbürgermeister persönlich: Immer mehr Nachrichten aus Essen stehen im sozialen Netzwerk Facebook. Bloß das Rathaus kommt mit einem offiziellen Auftritt nicht so richtig voran.
Wer bei Facebook „Stadt Essen“ sucht, landet nicht bei der Stadt Essen, sondern bei „I love Stadt Essen“. Mit knapp 7300 „Likes“ zählt das Portal der Kinderpfleger Simon Reufels und Kevin Baensch zu den vitaleren Facebook-Seiten, die Nachrichten aus der Stadt verbreiten, alte Bilder veröffentlichen und regelmäßig Fotowettbewerbe veranstalten. Entstanden ist die Idee zu „I love Stadt Essen“, wir schrieben im Frühling darüber, in einer Kneipe.
Dabei gibt es seit anderthalb Jahren auch einen offiziellen Auftritt der Stadt Essen, doch der versteckt sich recht erfolgreich und ist einigermaßen leblos: Das „Stadtportal Essen“ bei Facebook hat zwar mittlerweile mehr als 1700 „Likes“ gesammelt, doch der letzte Eintrag erfolgte Ende August. Da ging es um einen Brand in Bochum, dessen Wolken auch über Essen zogen. Ende August bis heute: Das ist, online betrachtet, eine halbe Ewigkeit. „Wir arbeiten an einem Feinkonzept für eine Social-Media-Strategie“, sagt Nicole Mause, die Sprecherin der Stadtverwaltung. Vor allem die Arbeitszeitregelung mache es schwer, einen Rathaus-Facebook-Auftritt sinnvoll zu bespielen. An einem Konzept arbeitet die Verwaltung schon länger - seit November 2011. Das ist, verwaltungstechnisch betrachtet, nur ein Wimpernschlag.
Oberbürgermeister Paß auch auf Facebook
Immerhin: Während Essener Protagonisten wie Zollverein oder die Evag längst zu den Facebook-Routiniers gehören und sowohl unterhaltsame wie auch nützliche Hinweise bei Facebook veröffentlichen, ist jetzt auch Oberbürgermeister Reinhard Paß im sozialen Netzwerk vertreten - mit einer privaten Seite, die vom SPD-Genossen Jöran Steinsiek, Ortsvereinsvorsitzender in Kettwig, betreut wird. „Der Oberbürgermeister ist so aktiv, und das sollen alle wissen“, sagt Steinsiek, der betont, dass sein Facebook-Engagement für Paß sowohl freiwillig als auch ehrenamtlich erfolge.
Paß veröffentlicht – oder lässt veröffentlichen – Bilder von offiziellen Terminen. Man sieht ihn zum Beispiel bei der Eröffnung des Marathonlaufes am Baldeneysee am Sonntag. Man sieht ihn bei Spendenübergaben, bei Empfängen. Es gibt ein Fotoalbum, das launig „Paßbild“ betitelt ist. Es gibt aber auch Links zu einem mehrteiligen Video-Interview, das Paß zum Thema Messe gegeben hat. „Das Video ist vom Jahr 2011“, betont Steinsiek. „Jetzt ist es aktueller denn je.“ Ist das nicht schon Wahlkampf für die Kommunalwahl 2014 oder die OB-Wahl 2015? Steinsiek entgegnet entschieden: „Nein, auf keinen Fall.“ Auch andere Politiker sind stets auf Facebook präsent: Sozialdezernent Peter Renzel, zum Beispiel, dokumentiert Teile seines Alltags, und Jörg Bütefür, Linken-Fraktions-Geschäftsführer, stellt gerne große Mengen Urlaubsfotos online.