Essen. Die Essener Polizei rüstet sich für den fünften Blitzmarathon. Ab Donnerstag wird an rund 100 Stellen im Stadtgebiet kontrolliert. Die Bevölkerung ist gespaltener Meinung: Anwohner begrüßen die verstärkten Kontrollen vor ihrer Haustür, bieten den Beamten sogar Kaffee und kostenlosen Strom an. Viele Passanten befürchten jedoch, dass der Lern-Effekt bei Autofahrern nicht lange anhalten wird.
Der kommende Donnerstag könnte so manchen Autofahrer teuer zu stehen kommen. In den frühen Morgenstunden beginnt die Polizei mit der fünften Auflage des sogenannten Blitzmarathons. Ab 6 Uhr wird an vorher klar benannten Verkehrspunkten 24 Stunden lang öffentlichkeitswirksam kontrolliert. Auch im Essener Stadtgebiet wird am 10. und 11. Oktober wieder kräftig geblitzt (eine genaue Übersicht finden Sie auf der folgenden Seite).
NRW-Innenminister Ralf Jäger sagt, man wolle sich nicht hinterm Busch verstecken. Die Kontrollen seien öffentlich und deshalb fair. Ziel sei es, das Verhalten der Autofahrer zu ändern. „Jeder soll sich an diesem Tag mit dem Thema beschäftigen,“ so Jäger.
Anwohner unterstützen Polizei
Zu den in Essen ausgewählten Orten zählen belebte Kreuzungen und Schulwege, aber auch eher unauffällige Straßen in Wohngebieten. Viele dieser Messstellen wurden durch Anwohner vorgeschlagen, die der Polizei im vergangenen Jahr mehr als 1229 „Wutpunkte“ gemeldet haben. Überhaupt scheinen viele Essener Sympathie für die Blitz-Aktion zu hegen. Die Polizei berichtet von Anwohnern, die den Einsatzkräften kostenlosen Strom für das Radargerät angeboten haben. Andere haben Kaffee und Kuchen vorbei gebracht.
Für die kommende Aktion sind in Mülheim und Essen insgesamt 100 Kontrollstellen ausgemacht. Die Kontrollen werden bei diesem Durchlauf erstmals auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet. Zwischen Flensburg und Konstanz machen knapp 15.000 Beamte gleichzeitig Jagd auf Temposünder, mehr als 8600 Radarstationen sind dafür vorgesehen. „Rasen ist kein Kavaliersdelikt und hat für Unfallopfer oft schlimme Folgen,“ so Dittmar Hoga, Leiter der Direktion Verkehr. Noch deutlichere Worte findet Ralf Jäger: „Zu hohe Geschwindigkeit ist der Killer Nummer eins auf den Straßen.“ Obwohl der Blitzmarathon im Vorfeld angekündigt wird, gehen der Polizei regelmäßig tausende Raser ins Netz. Bei der bislang letzten Kontrolle wurden 17.262 Autofahrer überprüft, davon waren 598 zu schnell. Das waren 3,5 Prozent. Ein Temposünder wurde mit 134 Sachen in Heisingen geblitzt. Erlaubt sind dort 70 km/h.
Kritik ist groß
Kritiker sehen in der Aktion eher eine großangelegte Werbekampagne für Minister und die Polizei. Andere fragen nach einem anhaltenden Effekt oder werfen den Behörden Geldmacherei vor. Wieder andere sind der Meinung, dass man hunderte Beamte sinnvoller beschäftigen könnte. Auch in der Essener Innenstadt sind viele Passanten skeptisch. „Grundsätzlich ist nichts gegen so eine Aktion zu sagen, aber man müsste die Kontrollen besser verteilen und vor allem geheim halten“, meint Michael Pfingsten. Auch Swantje Schürmann glaubt, dass der Lern-Effekt bei Rasern bestenfalls einige Tage anhalten dürfte. „Danach fahren die Leute wieder wie sonst auch,“ sagt die 19-Jährige.
Für Jäger ist der Blitzmarathon alles andere als eine „Show-Veranstaltung.“ Sein Ministerium verweist auf Statistiken, die belegen, dass auch zwischen den Blitz-Aktionen langsamer gefahren werde. So habe sich in Dortmund die durchschnittliche Geschwindigkeitsüberschreitung von 14 auf 10 Stundenkilometer verringert. Eine solche Statistik existiert für Essen allerdings nicht.