Essen.

Süchtig ist er nicht. Offenbar trieb allein die Gier nach schnellem Geld den 47-Jährigen aus Essen-Überruhr dazu, im großen Stil Kokain von Essen aus in die Schweiz zu schmuggeln. Sechseinhalb Jahre lang muss er für drei derartige Fahrten ins Gefängnis, entschied die II. Strafkammer am Landgericht Essen.

Am 9. März hatte die Polizei ihn an der Grenze zur Schweiz festgenommen. Mehrere Monate zuvor war er in den Blick der Schweizer Ermittler geraten, weil er mehrfach in abgehörten Telefonaten eines dortigen Dealers auftauchte. So erfuhren sie von zwei Fahrten des Esseners im Mai und Juni 2012 in die Schweiz, bei der er jeweils ein Kilogramm Kokain, verpackt in kleine Plastikbeutel, schluckte und im Körper in die Schweiz brachte. Als Honorar kassierte er nach ihrer Erkenntnis rund 5000 Schweizer Franken.

An der Schweizer Grenze gestoppt

In Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei bekam der 47-Jährige einen GPS-Sender ans Auto geheftet. So verfolgten die Ermittler seine Fahrt. Am Abend des 8. März fuhr er mit seinem Volvo nach Holland, kehrte kurz darauf zurück nach Essen. Einige Stunden hielt er sich dort auf, offenbar schluckte er in dieser Zeit die Beutel, fuhr Richtung Schweiz, bis ihn die Polizei am 9. März stoppte. 47 Fingerlinge gefüllt mit insgesamt rund 500 Gramm Kokain schied er im Krankenhaus aus.

„Sie spielten mit Ihrem Leben“, mahnte Richter Andreas zu Beginn des Urteils. Er erinnerte an die große Gefahr, dass sich die Beutel im Körper öffnen und das Rauschgift freigesetzt wird. „Aber sie spielten auch mit ihrer Freiheit“, leitete er zu den juristischen Konsequenzen über. Die drei von der Kammer festgestellten Schmuggelfahrten seien aber nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Die Ermittlungen hätten noch zahlreiche weitere Telefonate und Fahrten in die Schweiz belegt. Der Verdacht liege nahe, auch wenn er konkret nicht beweisbar sei, dass der 47-Jährige fast an jedem Wochenende Drogen in das Nachbarland geschmuggelt habe.

Lebensgefährtin fuhr mit

Letztlich habe der Angeklagte aber auch mit der Liebe seiner Lebensgefährtin gespielt. Denn die etwa gleichaltrige Frau, Lehrerin an einer Schule im Essener Süden, habe ihn auf den Fahrten begleitet. Sie war es, die die Hotelzimmer buchte, auf deren Toilette er das Kokain über mehrere Stunden ausschied. Ihr ist eine direkte Beteiligung nicht nachzuweisen. Für die Richter, so Labentz im Urteil, sei es aber kaum vorstellbar, dass sie von dem Drogengeschäft auf dem engen Hotelzimmer nichts mitbekommen habe.