Essen. Am Dienstag krachte in Horst ein Auto in die Haustür der Familie Kreilmann. Immer wieder fliegen Raser aus der Kurve – auf ihr Privatgrundstück. Schon dreimal fuhren Pkw-Fahrer gegen die Hauswand. Warum die Kurve für Polizei und die Stadt Essen trotzdem keine Gefahrenstelle ist.

Diesen Einschlag – das Klirren der berstenden Glastür und das Gepolter danach – wird Monika Kreilmann so schnell nicht vergessen. Sie machte am Dienstag gegen 15 Uhr die Wäsche, als vier Meter weiter ein Auto in ihre Haustür krachte. Rums. „Ich habe einen Schreikrampf bekommen und bin heulend zu meinem Mann gelaufen“, berichtet die 51-Jährige. Vor ihrem Haus an der Straße Ruhrau 21 in Horst hatte wieder ein Autofahrer die Kurve nicht gekriegt. Durch die Wucht des Aufpralls wurden sogar Mauersteine durch den Flur geschleudert. Trotzdem kamen Bewohner und Unfallfahrer unverletzt davon.

„Keine schützenswerte Einrichtung“

Der Hyundai mit Essener Kennzeichen war nicht der erste Pkw, dessen Fahrt an der Hauswand der Kreilmanns endete. 1979 ist die Familie mit ihrem Metallbaubetrieb in das Haus am Ende der Kurve gezogen, nach der die K 5 Richtung Bochum-Dahlhausen schnurstracks geradeaus durch das Gewerbegebiet Ruhrau führt. „Damals war hier nicht so viel Verkehr“, sagt Unternehmer Gerhard Kreilmann. Als vor einigen Wochen die Fahrbahn ausgebessert werden sollte, habe eine Verkehrszählung 16 200 Fahrzeuge im Tagesschnitt ergeben, sagt der 59-Jährige.

Gefährlicher als die vielen Lkw sind die Raser, die verbotswidrig mit mehr als 50 km/h und über der durchgezogenen Linie durch die Kurve brettern: „Die landen auf der Wiese vor unserem Haus oder in den Bäumen gegenüber.“ So geriet auch der Hyundai-Fahrer ins Schleudern, weil er auf regennassem Asphalt schneller als erlaubt unterwegs war – genau wie der Opel-Fahrer eine Stunde später. Der rutschte gegen den Bordstein, musste abgeschleppt werden.

Die Kreilmanns haben schon oft verletzte Autofahrer im Treppenhaus versorgt. Glück im Unglück ist, wenn die Autos auf Abwegen nur ihren Rasen oder die Bodenplatten beschädigen. Kreilmann: „In den letzten fünf, sechs Jahren sind uns drei Autos gegen die Wand gefahren.“ 15 Unfälle zählt er im selben Zeitraum, „ohne die vielen mehr, die glimpflich ausgingen“.

Weil diese Ausrutscher oft nicht erfasst werden und die Polizei dort seit 2010 nur zwei Anzeigen nach Unfällen registrierte, ist die Ruhrau offiziell kein Unfallschwerpunkt. Drum beschäftigt sich auch die Unfallkommission nicht mit der Straße. Ausnahme: ein Anwohner-Antrag im „Ausschuss für Anregungen und Beschwerden“ im Juli. Danach entschied das Amt für Straßen und Verkehr, dass die Straße im Gewerbegebiet nach den Regeln der Straßenverkehrsordnung keine Tempo-30-Zone werden kann. Es gibt am Straßenrand keine Kita, keine Schule – „keine schützenswerte Einrichtung“.

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Immerhin ein wenig Hoffnung macht den Anwohnern Stadtsprecher Stefan Schulze. Er empfiehlt ihnen, bei der Bezirksvertretung Steele Radarkontrollen anzuregen: „Seit wir unsere Geschwindigkeitskontrollen im Stadtgebiet ausweiten dürfen, sammeln wir mögliche Kontrollpunkte.“

Die vorgeschriebene vorgeschaltete Testmessung, da ist sich Gerhard Kreilmann sicher, würde die Raserei vor seiner Haustür bestätigen.