Essen. . Die Direktkandidatin der „Linken“ ist 29, hat zwei Söhne und tritt an im Wahlkreis 119 (Nord und Ost). Sie weiß, dass sie sie es wegen eines tiefen Listenplatzes noch nicht bis in den Bundestag schaffen wird, doch ist voller Zuversicht: „Beim nächsten Mal werde ich wieder antreten!“
Janina Herff ist erst 29 und trotzdem das markante Gesicht der Essener Linkspartei: jung und modern, charmant und weiblich. Das funkelnde Lippenpiercing und das gewinnende Lächeln fallen sofort auf. Auch das lange hellblond gefärbte Haar, das sie mal geflochten, mal offen trägt und heute als Pferdeschwanz.
Merkwürdig nur, dass gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl immer noch kein Poster der Direktkandidatin im Stadtbild zu sehen ist. „Die kommen noch, aber erst im Endspurt“, sagt sie abwehrend und zeigt ihr Handy mit dem druckfrischen Entwurf. Darauf prangt in großen Lettern der Slogan „Wählt“ . . . mit dem kleinen Zusatz „mich“.
Viel Infomaterial
An diesem Morgen führt der Wahlkampf die linken Direktkandidatin des Wahlkreises 119 (Nord, Ost) vors Jobcenter in der Lützowstraße. Ein Ort, an dem sich Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger die Klinke in die Hand geben, Zeitarbeiter, Umschüler. Kurzum: potenzielle Wähler der Linkspartei.
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„Genossin Nina“, wie die Mitstreiter sie altmodisch nennen, drückt ihnen Infomaterial in die Hand: das Parteiblatt „Essener Morgen“, Infozettel („Umsteuern! Reichtum ist teilbar!“), dazu rote Kugelschreiber und rote Weingummiherzchen. Viele hasten lieber am Stand vorbei.
Ideologische Sehnsucht nach einer gerechten Welt
Wenn jemand das Gespräch sucht, hört Janina Herff zu, wirbt für die Rechtsberatung - und ein bisschen auch für sich. Ihre halb romantische, halb ideologische Sehnsucht nach einer gerechten Welt, einer ohne Armut und ohne Krieg, wurzelt tief. „In der Grundschule gab mir die Lehrerin oft ‘ne Fünf, bloß weil mir das Geld für Materialien fehlten“, erzählt sie. Und erwähnt die Eltern, die „mehr mit sich selbst beschäftigt waren.“
Die Person Janina Herff
Andere in diesem Alter geraten ins Straucheln, Janina Herff hingegen wird früh erwachsen. Zieht mit 15 von Dorsten nach Essen, beginnt eine Lehre, holt das Abi nach und studiert Sozialwissenschaften. „Politisiert hat mich mein Lehrer, ein Alt-68er“, sagt sie. Dessen Credo: Nicht rumnörgeln, sondern selbst aktiv werden. 2009 entscheidet sie sich für die Linke.
Sie hat zwei Söhne (sechs und ein Jahr alt), einen Mann und sagt: „Politik ist mein Leben geworden.“ Und eine zweite Familie. Sie jobbt im Parteibüro und ist seit vier Jahren Fraktionsvize im Stadtrat. Nun die Kandidatur.
Nur: Listenplatz 13, das weiß sie, wird nicht reichen, um das magische Kürzel „MdB“ auf die Visitenkarte zu bekommen. Wenn ihre Hartnäckigkeit die Ungeduld besiegt, könnte es mit Berlin in vier Jahren klappen.
„2017 trete ich auf jeden Fall wieder an“, sagt sie.