Charlotte Roche plaudert in Essen über unverklemmte Nacktheit
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Essen. Charlotte Roche lacht gern über Ekel: Die Frau, die mit ihrem Roman “Feuchtgebiete“ eine Debatte über Sauberkeitswahn, weibliche Selbstbestimmtheit und Sexualität auslöste, besuchte die Vorpremiere zur Verfilmung in der Essener Lichtburg - und sprach ausführlich mit dem Publikum.
Es glitscht, es glibbert und manchmal tut es auch verdammt weh in "Feuchtgebiete". Und die Frau, die sich das alles in ihrem gleichnamigen Skandal-Roman ausgedacht hat, stand Mittwochabend bei der Vorpremiere der Filmadaption von "Feuchtgebiete" gut gelaunt und voller Enthusiasmus auf der Bühne der Essener Lichtburg und plauderte mit dem Publikum über Intimwasch-Lotionen, schmuddelige Klobrillen und unverklemmte Nacktheit. Kommt alles vor in "Feuchtgebiete", dem Roman, mit dem Roche 2008 eine riesige Debatte über Sauberkeitswahn, weibliche Selbstbestimmtheit und die Lust am erogenen Ekel auslöste.
"Manche macht Ekel wütend, die kriegen dann Herpes. Ich lache darüber", erklärte die Autorin gestern nach der Vorstellung. Vielen, auch Roche selbst, galt das Buch dabei lange als unverfilmbar. Regisseur David Wnendt ("Kriegerin") hat es trotzdem gewagt und fand gestern Abend nicht nur viel Zustimmung beim Lichtburg-Publikum ("nach der Lektüre hätte man sich das schlimmer vorgestellt"), sondern und auch bei Autorin Charlotte Roche. "Wenn ich den Film gedreht hätte, wäre in 80 Prozent des Films ja nur ein entzündetes Po-Loch zu sehen gewesen. Das wäre natürlich kein guter Film", frotzelte Roche, die vor allem auch von ihrer Hauptdarstellerin Carla Juri in höchsten Tönen schwärmt: "Sie spielt das, als wäre sie nicht von dieser Welt."
Die 27-jährige Newcomerin war in Essen nicht dabei, während sich Roche und Wnendt viel Zeit nahmen für Publikumsfragen und am Ende auch noch eifrig Autogrammwünsche erfüllten. Roche jedenfalls wünscht dem Film einen "noch größeren Erfolg als dem Buch". Und das wurde immerhin mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft. Am heutigen Donnerstag läuft "Feuchtgebiete" in den Kinos an.
Als Erinnerung hinterlässt Roche einen Po-Abdruck im Kino
Im Gegensatz zu anderen Vorpremieren verließ keiner der Zuschauer vorzeitig die Lichtburg mit flauem Gefühl im Magen. Sie merke, dass die meisten Zuschauer sehr nervös in Kino gingen, sagte Roche. Viele seien nach der Vorstellung aber erleichtert, dass der Film doch nicht so schlimm sei, wie alle sagen. „Bei den fünf Vorstellungen, bei denen ich war, sind von 1000 Leuten vielleicht 15 rausgegangen.“ Das Feedback, das sie vom Publikum erhalte, sei positiv, erklärte die Autorin „Und alle sind verliebt in die Hauptdarstellerin.“
"Feuchtgebiete"-Premiere in Essen
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Viele Zuschauer in der Lichtburg waren begeistert von dem Film. „Auch wenn manche Szenen ganz schön eklig waren“, sagt Christian Lauer (40) aus Duisburg. So erging es auch Beatrix Slupski aus Essen. Bei den ekligen Szenen habe sie weggucken müssen, sagt die 49-Jährige nach der Vorstellung. Der Film sei super, findet auch der 41-jährige Oliver aus Essen, „auch wenn heftige Szenen dabei sind.“
Als Andenken an den Abend hinterließ Roche der Lichtburg einen Abdruck von ihrem Po. Er wird sicherlich an den Wänden des Kinos herausstechen, an denen Handabdrücke vieler Künstler hängen.
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