Essen. An der Inselstraße in Altenessen hatten die Nachbarn lange Geduld mit Rumänen und Bulgaren, die die Gegend in eine Müllkippe verwandelten. Als die Zustände unerträglich wurden, griff jetzt die Polizei durch. Jetzt herrscht Ruhe - aber wie lange?

Müll, Lärm, die Sorge vor Einbrüchen und Bedrohungen: Wenn Klaus Wißmann erzählt, was er in den vergangenen Monaten so alles erlebt hat, beneidet man ihn wirklich nicht um seine Nachbarschaft. Wißmann lebt nahe der Inselstraße in Altenessen-Nord. Am vergangenen Dienstag waren dort Polizei und Ausländeramt angerückt, um ein Mehrfamilienhaus zu kontrollieren. Sie fanden 18 Erwachsene und Kinder aus Rumänien und Bulgarien, die sich unerlaubt in dem Haus einquartiert hatten.

Gegen sie ermittelt die Polizei jetzt wegen Hausfriedensbruch, Betrug, Sachbeschädigung und Einbruch. Bürger hatten sich immer wieder bei den Behörden beschwert. „Wir hatten ja vorher schon alles versucht“, sagt Wißmann. „Wir wollten mit den Leuten reden. Haben gesagt, wenn der Müll wegkommt, ist alles in Ordnung.“ Geholfen hat alles nichts.

Kartoffelschalen aus dem Fenster

Haus und Hof sahen aus wie eine Müllhalde. Inzwischen wurde aufgeräumt. Doch noch immer sieht man Spuren, die die „Mieter“ hinterlassen haben: Die Haustür steht ständig sperrangelweit offen, das Glas ist lange kaputt, eine Holzplatte ersetzt die Scheibe. Im Innenhof türmt sich Sperrmüll, Ratten huschen herum, im Hausflur liegen Kippen, im Keller herrscht Chaos. Es stinkt, Ungeziefer krabbelt. Selbst auf den Dächern der Nachbarhäuser liegt Müll. „Wenn die Leute Kartoffeln geschält haben, haben sie sich ans Fenster gesetzt und die Schalen in den Hof fallen lassen.“ Warum sie das gemacht haben? Wißmann zuckt mit den Schultern.

Wißmann ist einer, der sich kümmert. Ihm liegt seine Nachbarschaft am Herzen. Ein wenig fühlt er sich als „ehrenamtlicher Hausmeister“. Zusammen mit seinem Schwiegersohn hat er kräftig mit angepackt, als die Müllberge abtransportiert wurden. Fünf Container kamen zusammen. Wißmann hat die kaputten Türen der geräumten Wohnungen mit Spanplatten gesichert. Warum macht er das alles? „Mir tut der Vermieter leid, er ist 78 Jahre alt, wir kennen uns seit 20 Jahren, dem Mann wächst die Situation hier völlig über den Kopf“, sagt Wißmann.

"Es kamen aber immer mehr."

Nur noch drei der sechs Wohnungen im Haus sind vermietet. Früher war das anders. Doch dann kam die erste Familie aus Südosteuropa. „Die haben auch ordentlich ihre Miete bezahlt“, sagt Wißmann. „Es kamen aber immer mehr.“ Ein ständiges Rein und Raus sei es irgendwann gewesen.

Die Inselstraße ist gewiss keine Top-Wohnlage. Sie liegt aber auch nicht in einer Gegend, die mancher als „No-Go-Area“ bezeichnen würde. Dieses eine Haus beschädigt aber den Ruf der gesamten Nachbarschaft. Deswegen wollten die Anwohner sich das Treiben nicht mehr gefallen lassen. Polizei und Stadt haben durchgegriffen. Jetzt haben die Anwohner Ruhe. Ob der Frieden von Dauer sein wird – da sind sie mehr als skeptisch.