Essen. Die Essener Straßen sind übersät mit Schlaglöchern - und sind so nicht nur eine Gefahr für Autofahrer, sondern auch für Radler. Die Hobby-Sportler berichten zunehmend von Unfällen, nachdem sie kratergroße Löcher übersehen hatten. Verletzungen wie Knieschäden und Gehirnerschütterungen sind keine Seltenheit.
Rund 5000 registrierte Schlaglöcher gibt es auf Essener Straßen - nach dem letzten, langen Winter sind die Schäden so groß wie noch nie, finden viele Bürger. Autofahrer ärgern sich. Sie fürchten um ihre Stoßdämpfer. Radfahrer dagegen machen sich Sorgen um ihre Gesundheit: Denn auch sie müssen kratertiefe Löcher umfahren – und wer einen Moment nicht aufpasst, riskiert Stürze. Besonders gefährdet sind Radsportler, die auf 23 Milimeter schmalen Reifen fahren. Was sagen sie? Eine Stichprobe am Baldeneysee.
„Manchmal wäre man lieber mit dem gefederten Mountainbike unterwegs, anstatt die Strecken auf dem Rennrad zu fahren“, erklärt Holger Göbel. Eigentlich seien die Rennradfahrer gehalten, gekennzeichnete Radwege und nicht die Straßen zu nutzen. Für die Sportler sind diese aber keine ernsthafte Alternative: „Die Radwege sind einfach zu kurz, viel befahren und ständig von Bordsteinen unterbrochen“, so Göbel. Außerdem seien diese nicht weniger von Schäden betroffen als die herkömmlichen Straßen.
Schwerer Knieschaden und eine Gehirnerschütterung
Zwei bis drei Mal in der Woche ist der Duisburger mit seinen Freuden im Ruhrgebiet auf dem Rennrad unterwegs. An Wochenenden werden da schnell mehr als 100 Kilometer zurückgelegt. Der hügelige und kurvenreiche Süden lädt besonders zu ausgedehnten Touren ein. Wenn denn die Straßen in besserem Zustand wären: Vor allem die Strecke zwischen Werden und Kettwig – die Laupendahler Landstraße – ist den Sportlern ein Dorn im Auge. „Stellenweise bröselt da der ganze Asphalt auf“, meint Dietmar Kempin. „Wir sind regelmäßig mit 30 bis 40 Stundenkilometern unterwegs. Das erfordert dann natürlich eine ganz andere Aufmerksamkeit.“
Kritisch sind auch die Heisinger Straße, die Nierenhofer Straße Richtung Velbert oder Routen durch Burgaltendorf und Byfang, stellen Hobby-Radsportler immer wieder fest. In den vergangenen Jahren habe sich die Situation deutlich verschlechtert. Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Erst vor kurzem sei ein Fahrer aus ihrer Gruppe auf einem ramponierten Radweg gestürzt, erzählen die Männer. Die Folge: Ein schwerer Knieschaden und eine Gehirnerschütterung. Nur der Helm verhinderte Schlimmeres.
„Mittlerweile muss man einfach überall sehr gut aufpassen“
Ein Szenario, das auch Friedrich Meier kennt. Zwar blieb der Mülheimer selbst von schweren Stürzen bisher verschont, musste aber miterleben, wie ein anderer Radfahrer über ein Schlagloch fuhr, schwer stürzte und dann vom Rettungshubschrauber abtransportiert werden musste. „So etwas schreckt natürlich ab“, so Meier, der an Wochenenden immer zwischen Essen und Mülheim unterwegs ist. „Mittlerweile muss man einfach überall sehr gut aufpassen.“
Im Radsport setzt sich längst Carbon durch als Rahmenmaterial und löst das Aluminium ab. Es ist noch leichter, und Carbonfasern werden deutlich bessere Federungs-Eigenschaften nachgesagt. Doch erstens sind Carbon-Rahmen immer noch deutlich teurer, und zweitens: „Wer bei vollem Tempo in ein Schlagloch fährt, ist auch mit dem besten Material machtlos“, sagt Holger Göbel.