Essen. . Mangels Personal werden Blumenbeete im Grugapark immer öfter in Rasenflächen umgewandelt. Vor der Ausweitung freiwilliger Hilfe – das Potenzial ist durchaus vorhanden – scheut man zurück, das sei „politisch kompliziert“.
Die Dahlien-Arena des Grugaparks gleicht an einigen Stellen aktuell eher einem Kaninchen-Paradies als einem Blütenmeer. „Gefühlt die Hälfte der Beete sind in Rasenflächen umgewandelt worden, weil das städtische Pflegepersonal fehlt“, schreibt die Rüttenscheiderin Barbara Verweyen in einem Leserbrief, in dem sie die vernachlässigte Pflege im Park kritisiert.
Das 2010 von Grün & Gruga erstellte Entwicklungskonzept könne aber nur dann umgesetzt werden, wenn der Park funktioniere. Warum also nicht die freiwilligen Helfer stärker einbinden, die schon jetzt unentgeltlich einige Aufgaben übernehmen? Bislang müssen diese Arbeitseinsätze eng mit Parkleitung und Personalrat abgesteckt werden und beschränken sich auf kleinere Tätigkeiten wie etwa das Setzen von Narzissen-Zwiebeln oder das Jäten von Unkraut im Trockenbachbett, dem Wadi.
Da der Grugapark wie alle städtischen Einrichtungen unter enormem Sparzwang stehe, könnten vor allem Randbereiche nicht mehr gepflegt werden, gibt Grugapark-Sprecher Eckhard Spengler zu: „Als ich hier Ende der 1980er-Jahre anfing, hatten wir 150 Mitarbeiter. Heute sind es knapp über 80, gerade einmal 23 von ihnen sind Gärtner – und die tun alles Menschenmögliche, um den Park so attraktiv wie möglich zu gestalten“, so Spengler. Dennoch könne er die Leserbrief-Schreiberin verstehen: „Wir können den Sparzwang nicht leugnen, so gibt es etwa weniger Beete als früher.“
Für die kommende Woche seien Abstimmungsgespräche mit dem Personalrat geplant, deren Ziel es ist, den Einsatz Freiwilliger besser zu koordinieren.
Arbeitsplätze nicht gefährden
„Wir freuen uns, dass der Park so vielen Menschen am Herzen liegt. Rund 30 Helfer im Alter von 20 bis 70 Jahren kommen regelmäßig zu den Freiwilligentagen, um mit anzupacken. Nur dürfen wir keine Gärtnertätigkeiten abgeben, um bestehende Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Personalpolitisch ist das ein kompliziertes Thema“, so Spengler. Regelmäßig bekomme er Anfragen von Bürgern, die sich engagieren wollen. Diese Zusammenarbeit, so Spengler, ließe sich noch optimieren. Wie genau das aussehen kann, soll nun sondiert werden.
Eine Absage erteilt er dem Vorschlag, den neu gegründeten Stiftungsverein Grugapark für Personal- und Pflegekosten stärker einzubinden: „Der Stiftungsverein akquiriert die Mittel zur Verschönerung des Parks projektgebunden, wie etwa aktuell für die Bänke. Er ist aber nicht gegründet worden, um laufende Kosten zu decken.“
Gruga in Essen
Kommentar: Das Besondere droht verloren zu gehen
Vier Euro Eintritt ist ziemlich viel Geld für eine große Grünfläche ohne allzu überbordenden botanischen Liebreiz. Das hört man oft von enttäuschten auswärtigen Gästen, und Widerspruch fällt da immer schwerer. Wer den Grugapark nüchtern betrachtet und den Pflegestandard mit dem vor 20 Jahren vergleicht, kommt zu der Erkenntnis: Essens Vorzeigepark nähert sich schleichend den vielen „normalen“, kostenlos nutzbaren Grünanlagen an, die es in der Stadt gibt.
Das Besondere, das den Eintritt rechtfertigt, geht verloren. In dieser Lage ist es umso unverständlicher, wenn freiwilliges Engagement gebremst wird. Das Arbeitsplatz-Argument klingt seltsam, denn die Stadt baut ja offenkundig weiter Gruga-Jobs ab, egal ob die Bürger nun helfen, ihren Park schön zu erhalten oder nicht. Wer die jetzt schon viel zu wenigen Profis durch Ehrenamtler gänzlich überflüssig machen wollte, könnte den Anspruch der Gruga gleich vollends aufgeben. Das kann es nicht sein. Im Übrigen: Täuscht der Eindruck oder fallen beim unvermeidlichen Personalabbau bevorzugt die Stellen weg, deren Inhaber konkret und handfest helfen, die Stadt baulich und von ihrem Erscheinungsbild her lebenswert zu halten? Vielleicht setzt man lieber mal verstärkt bei den reinen Bürokratiekosten den Rotstift an.