Essen. Das Essener Unternehmen Tekmar Regelsysteme baut an der deutschen Energiewende mit. Die Firma aus Kupferdreh setzt darauf, dass Nachtspeicheröfen zu intelligenten Speichern für Ökostrom werden könnten. Die Renaissance der Energiefresser freut aber nicht alle.

Den 17. Mai dieses Jahres hat sich Eberhard Fries sicher dick im Kalender angestrichen. An diesem Tag kippte der Bundestag überraschend das Verbot für Nachtspeicheröfen in Deutschland. Und Fries hatte seinen Teil dazu beigetragen – übrigens nicht gerade unter Beifall von Umweltschützern.

Eberhard Fries ist geschäftsführender Gesellschafter der Tekmar Regelsysteme GmbH – ein 35-Mann-Unternehmen in Kupferdreh, das Regelungen für Heizungsanlagen entwickelt und herstellt. In einem Feldversuch in Stoppenberg hatte die Firma zusammen mit dem Energiekonzern RWE und Siemens seit März 2011 getestet, wie sich die als Energiefresser verschrienen Nachtspeicheröfen künftig als Speicher für Strom aus Wind und Sonne nutzen lassen.

Nachtspeicher sollen fehlende Speicher ersetzen

Denn eines der größten Probleme, an dem die deutsche Energiewende krankt, sind die fehlenden Energiespeicher. Weil Strom aus Wind und Sonne nicht immer dann erzeugt wird, wenn man ihn braucht, gibt es schnell Überangebote. Nachtspeicherheizungen mit einer intelligenten Regelung könnten dieses Problem zumindest mildern, sagen die Befürworter. Allein in der RWE-Hochburg Essen gibt es noch rund 70.000 dieser Öfen.

Nach der Entscheidung in Berlin – die vor allem durch die Lobbyarbeit von RWE fiel – stand für Bernhard Fries fest: „Jetzt legen wir los.“ Das Unternehmen bastelt seither an einem eigenen Patent, das beispielsweise Solar auf dem Dach mit der vorhandenen Nachtspeicherheizung koppelt.

Geschäftsführer und Inhaber Eberhard Fries.
Geschäftsführer und Inhaber Eberhard Fries. © WAZ Fotopool

Dazwischen geschaltet ist eine eigens entwickelte Regelung, die je nach Stromanfall den Ofen mit Energie „füttert“. „Intelligent eben und nicht mehr so dumm wie früher“, meint Fries. Das Patent soll schon bald angemeldet werden, in einem Jahr könnten die ersten Systeme marktreif sein, hofft man.

Nachtspeicheröfen sind nicht die beste Lösung

Diese Art der Speicherlösung für Ökostrom macht Umweltschützer dennoch nicht glücklich. Sie argumentieren, dass Nachtspeicheröfen nach wie vor vor allem dann Strom brauchen, wenn kaum Sonne scheint oder der Wind weht – nämlich im Winter. Und so werde der zusätzliche Stromverbrauch auch weiterhin aus Kohle- und Gaskraftwerken gedeckt. Fries hält dagegen: „Wir sagen ja nicht, dass Nachtspeicheröfen die beste Heizlösung sind.“ Aber sie seien nun mal da. Und nicht in jedem Fall lohne sich der Komplettaustausch der gesamten Heizungsanlage.

Auch Fries weiß, dass die Lösung, an der Tekmar arbeitet, nicht „der“ große Wurf in Zeiten der Energiewende werden wird. „Aber es kann ein Baustein sein. Und wir werden viele solcher Bausteine brauchen.“