Essen.

Stefan Soltesz begeisterte sein Publikum mit der monumentalen „Auferstehungs-Symphonie“ – damit verlässt er das Konzertpodium der Essener Philharmonie.

Standing Ovations, ein gelöst strahlender Dirigent und ein Blumenmeer, darunter vom Orchester ein Strauß mit etwa acht Zigarettenschachteln. Stefan Soltesz, der langjährige Essener Generalmusikdirektor und Kettenraucher, verabschiedete sich vom Konzertpodium der Essener Philharmonie standesgemäß mit einer rundum gelungenen Aufführung von Gustav Mahlers monumentaler „Auferstehungs-Symphonie“.

Vor 16 Jahren ging es los

Mit Mahler trat Soltesz vor 16 Jahren sein Essener Amt an, mit Mahler nimmt er seinen Abschied. Was ihm Richard Strauss für die Bühne bedeutet, dessen „Frau ohne Schatten“ er am Sonntag noch einmal dirigieren wird, entspricht im Konzertsaal Gustav Mahler.

Er schien es zu genießen, die Klangmassen des Orchesters und der nicht minder üppigen Chöre zu ordnen und durch das fast anderthalbstündige Werk zu führen. Mit formaler Übersicht und viel Gespür für die gesamte Klangpalette der Symphonie von kammermusikalisch zerbrechlichen Passagen bis zum exaltierten Klangrausch behielt Soltesz in jedem Takt die Kontrolle, so dass der Klang niemals aus den Fugen geriet und die Spannung nicht abriss. Trotz teilweise extremer Tempo-Kontraste, vor allem der sehr langsam angegangenen choralartigen Teile.

Meisterliches Handwerk

Da zeigen Erfahrung und handwerkliche Meisterschaft ihre Wirkung und natürlich auch das Herzblut, mit dem Soltesz diese Musik zum Klingen bringt. Energisch zupackend bereits die unwirschen Bass-Rezitative um Auftakt des Kopfsatzes. Vorbildlich die linear anwachsenden Steigerungen, die zu brillanten Höhepunkten geführt werden. Auch die pastoralen und ländlerartig befreit anmutenden Teile kommen zu ihrem Recht. Und ganz besonders die klangmalerischen Zaubereien, mit denen Mahler den „Jüngsten Tag“ im Kopfsatz illuminiert.

Die Essener Philharmoniker folgten ihrem scheidenden Chef präzis, der Opern- und Extrachor des Aalto-Theaters zusammen mit dem Philharmonischen Chor nicht minder. Die kleinen Solo-Partien waren bei der Sopranistin Ailyn Pérez und der Mezzosopranistin Michaela Selinger bestens aufgehoben. Der begeisterte Beifall in der voll besetzten Philharmonie war somit berechtigt. Und auch wenn das Verhältnis zwischen Orchester und Dirigent in der Vergangenheit nicht immer von purer Harmonie geprägt war: An diesem Abend gab Dankbarkeit den Ton an.