Essen. . Imponiergehabe angesichts einer langbeinigen Düsseldorferin dürfte der Grund gewesen sein, warum sechs Essener Jugendliche in der U-Bahn eine Schlägerei mit dem Freund der 19-Jährigen anzettelten. Zuvor hatten die Essener in der Altstadt ausgiebig den 18. Geburtstag eines Freundes gefeiert. Jetzt standen sie vor Gericht.

Eine feucht-fröhliche Geburtstagsfeier, eine langbeinige Schönheit und eine gebrochene Nase: Der Ausflug von sechs 16 bis 18 Jahre alten Essenern in die Düsseldorfer Altstadt endete am Mittwoch vor dem Essener Jugendschöffengericht und fand dort einen milden Abschluss.

Wie richtige Schläger sehen die sechs Jugendlichen auf der Anklagebank nicht aus. In der Nacht zum 16. September 2012 hatten sie in der Altstadt den 18. Geburtstag eines Mitangeklagten gefeiert und zum Teil reichlich getrunken. Um zwei Uhr nachts traten sie die Heimreise an und stiegen an der Heinrich-Heine-Allee in die U 75 zum Hauptbahnhof ein.

Dort saßen zwei junge Männer und eine Frau. Was danach geschah, ist strittig. Die Angeklagten behaupten, sie hätten mit einem der Männer ein Gespräch „über vermögenswirksame Leistungen“ begonnen. Darauf sei dieser aber nicht eingegangen. Ein Angeklagter: „Der guckte so schief. Weiß nicht, was der für ein Problem hatte.“

Zeugin in Hotpants

Das spätere Opfer, ein 19-jähriger Düsseldorfer, hat andere Erinnerungen, die auch besser zur nächtlichen Tatzeit passen als ein Gespräch über „vermögenswirksame Leistungen“: „Die haben meinen Freund und mich blöd angemacht und auf unsere Herkunft geschimpft.“

Als die Freundin des Opfers - eine dunkelhäutige 19 Jahre alte Düsseldorferin mit langen Beinen, Hotpants und High Heels - den Saal betritt, ahnt man, dass allein ihr Anblick ausreichte, die jungen Essener in der U-Bahn zu Imponiergehabe aufzuplustern. Warum sie gerade über die tschetschenische und marokkanische Herkunft der Düsseldorfer Männer lästerten, wirkt angesichts des türkisch-polnisch-libanesischen Hintergrundes der Essener eher lächerlich.

300 Euro Schmerzensgeld für das Opfer

Irgendwann stand der 19-jährige Düsseldorfer aber auf und bekam unvermittelt von einem der Angeklagten einen Faustschlag auf die Nase. Danach schlugen noch andere aus der Essener Gruppe zu. Ein ungleicher Kampf, obwohl der Düsseldorfer aktiver Kick-Boxer ist.

Wer wie und wann geschlagen hatte, ließ sich nicht vollständig aufklären. Drei Freisprüche gab es und zwei Einstellungen gegen jeweils 300 Euro Schmerzensgeld an das Opfer. Der 17-Jährige, der dem Opfer die Nase gebrochen hatte, wurde verwarnt und muss einen Wochenendarrest absitzen sowie 250 Euro zahlen.

Für ihn hatte sich sogar das Opfer eingesetzt und sich spontan nach der Aussage aus dem Zuhörerraum gemeldet: „Er hat sich auch bei mir entschuldigt.“ Von Richterin Sandra Sandner bekamen die Angeklagten noch den Rat, künftig beim Alkohol aufzupassen.