Essen. . Rot-Weiss Essen hat für seine Anhänger eine eigene Abteilung im Verein gegründet. Die Interessenvertretung will für alle Anhänger der Fußballmannschaft mitentscheiden. RWE-Urgestein und Fanbeauftragter Lothar Dohr hält das für übertrieben.
Rot-Weiss Essen (RWE) integriert die Fans in den Verein. Nachdem die Fan- und Förderabteilung (FFA) nun ihren ersten Vorstand gewählt hat, ruft dieser alle Stadiongänger und Anhänger mit Vereinsbuch auf: Beteiligt Euch!
Nie mehr wieder! Das sagten die RWE-Fans, als der Verein für viele von ihnen überraschend im Jahr 2010 Insolvenz anmelden musste. Mehr Mitbestimmung sollte her. Drei Jahre später sieht die Sache anders aus: Wenn Rot-Weiss Essen-Chef Michael Welling bei der kommenden Jahreshauptversammlung am 23. Juni einen neuen (alten) Aufsichtsrat vor die Nase gesetzt bekommt, dann wird unter den Mitgliedern auch ein Fan-Vertreter sein.
Zusammenarbeit mir Fanclubs geplant
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„Das ist nicht ganz neu, Ralf Schuh vertritt uns schon seit Jahren. Ob er dies weiterhin tun wird, wird sich allerdings erst bei unserer Jahresversammlung zeigen“, erläutert Karsten Plewnia, neu gewählter Vorsitzender des FFA, den springenden Punkt: Schon pro forma vor einem Jahr in den Verein integriert, nimmt die Förderabteilung des RWE nach der Wahl der Führungsmannschaft nun Fahrt auf. Und dazu gehört auch der selbst gewählte Vertreter im Aufsichtsgremium des Vereins, der regelmäßig berichten und die Anliegen der Fans dort vertreten soll.
Das ist längst nicht alles. „Wir wollen Interessenvertretung aller Anhänger des RWE sein, organisiert und nicht organisiert. Dazu gehören viele Dinge, etwa die Organisation von Aktionen, die Diskussion sportpolitischer Themen oder die Zusammenarbeit mit Fanclubs“, umreißt Plewnia. Sein Vorstandskollege Bastian Baldeau fasst zusammen: „Wir sind eine richtig gute Chance für Fans, im Verein etwas zu bewegen.“
An Borussia Dortmund orientiert
Das sieht auch RWE-Chef Welling so, der die Unabhängigkeit „seiner“ neuen Abteilung ausdrücklich betont. „Wir haben uns nach der Insolvenz nach einem geeigneten Beteiligungsmodell bei verschiedenen Vereinen umgesehen und von allen das Beste genommen“, sagt er. Orientiert habe man sich an den Strukturen der Dortmunder Borussia, die ebenfalls eine Fan-Abteilung in den Verein integriert habe.
Dass man sich damit eine mögliche interne Opposition in den Club holt, fürchtet Welling nicht: „Wenn wir Dinge tun, die aus Sicht der Fans unsinnig sind, sollen sie auch Einspruch erheben können – das ist langfristig besser für den Verein“, sagt er.
Vorstand ist bunt besetzt
Ihre Basis muss sich die FFA noch erarbeiten. Aus den Anfangs acht Aktiven ist mittlerweile ein Kreis von rund 100 Personen geworden. Der Vorstand ist bunt besetzt, hier treffen unorganisierte Stammgäste der alten Westkurve auf Ultras und VIP’s. Michael Welling: „Ich bin überzeugt, dass über kurz oder lang der größte Teil der RWE-Mitglieder auch in die FFA eintreten werden.“
Eine „neue“ Abteilung, die Ansprechpartner für alle Fans von Rot-Weiss Essen sein soll? Was wird dann aus dem Fanbeauftragten und Vereins-Urgestein Lothar Dohr? Der ist bislang nicht sehr begeistert von der Fan - und Förderabteilung (FFA).
Urgestein sieht FFA kritisch
„Ein Fanvertreter im Aufsichtsrat ist eine gute Sache. Mehr braucht man aber nicht“, sagt Lothar Dohr auf Anfrage. In der 4. Liga auf eine 400-Euro-Kraft geschrumpft, ist er im Dienste des Vereins bislang so etwas wie das offene Ohr für die Fans. „In der 2. Liga okay, aber in der 4. Liga sehe ich diese vielen Aufgaben der FFA nicht“, stellt er fest. Daneben gibt es auch noch das Awo-Fanprojekt, in dem sich Sozialarbeiter um Probleme kümmern, die sich unter den Anhängern auftun. Zu viel?
„Mitnichten“, sagt RWE-Chef Michael Welling dazu. Er hat die FFA mit angeschoben. „Die Aufgaben von Lothar Dohr und dem Fanprojekt sind vom Deutschen Fußballbund klar umrissen, beide Institutionen sind an den Verein bzw. der Awo fest angebunden. Die FFA hat einen ganz anderen Charakter, ist eine Selbstorganisation der Fans, ohne dass sie Angestellte des Vereins sind“, so Welling. Die Liga-Zugehörigkeit hält er nicht für ausschlaggebend, vielmehr Größe des Vereins selbst und die spezifische Struktur der Fans – und die hätte das Niveau vieler Vereine aus dem Profi-Bereich.