Essen. In Zukunft sollen Fische das Wehr im Baldeneysee in Essen überwinden können. Der Ruhrverband testet derzeit, ob ein Lift die Fische in die Höhe bringen könnte. Eine Fischtreppe, wie es sie an anderen Stellen an der Ruhr gibt, wäre am Baldeneysee dagegen deutlich aufwändiger.

Mehr als ein Dutzend Fischarten leben im Baldeneysee. Nicht schlecht, könnte man meinen, und die Zahl der Angelfreunde, die am See die Rute schwingen, ist ja auch recht groß. Der Ruhrverband will aber mehr. Fischarten wie dem Lachs ist der Weg von der Ruhr in den See verwehrt, denn das Wehr in Werden verhindert dort den Aufstieg. Nach dem Willen des Ruhrverbands soll die Mauer im See in den nächsten Jahren „durchlässig“ werden.

Die Lösung könnte dabei ein Fischaufzug im Wehr sein: Die Fische schwimmen in eine Art Reusenkorb mit einer Wasserwanne, die regelmäßig nach oben gefahren und dort wieder ausgeschüttet wird. Der Ruhrverband jedenfalls testet seit dieser Woche, ob die Fische überhaupt den Eingang zu einem solchen Aufzug finden würden.

Fischaufzug ist günstigere Variante

„Wir veräppeln die Fische dabei quasi“, sagt Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel. Dort, an der Stelle, wo der Lift im Wehr eingebaut werden könnte, wird eine Strömung simuliert. Sie soll den Fischen vorgaukeln, dass es an dieser Stelle weitergeht. Denn Fische wandern gegen die Strömung. Mit Ultraschall überwachen die Experten in den kommenden Wochen, ob sich die Fische so anlocken lassen. Schließlich will der Ruhrverband keine Fehlinvestition riskieren.

Denn so ein Fischaufstieg wird nicht billig. Die Investitionen würden in die Millionen gehen. Ein Fischaufzug aber wäre am Baldeneysee die technisch machbarste Lösung. Eine normale Fischtreppe wäre dagegen die wohl weitaus aufwändigere Variante. Denn der Platz direkt am Wehr ist zu eng und der zu überwindende Höhenunterschied – über acht Meter – sehr groß. Man müsste bei einer Fischtreppe auf Grundstücke am See ausweichen.

Hilfe für alle Fische

Auf maximal acht Millionen Euro hatte der Ruhrverband vor drei Jahren die Kosten für einen Fischpass am Baldeneysee geschätzt. Ein Fischlift wäre wohl günstiger, heißt es. Den größten Teil der Kosten übernimmt das Land, so der Ruhrverband. Ein Fischpass am Wehr würde allen Fischen im See helfen, sagt Stefan Jäger von der Fischereigenossenschaft. Denn im Grunde wandern alle Arten. Er wäre aber auch Voraussetzung dafür, dass der Lachs einst wieder in seine angestammten Laichgebiete im Deilbach kommt.

Bis in die Ruhr bei Mülheim dringen die Lachse schon seit einigen Jahren vor und laichen dort. Bevor sie jedoch bis ins Deilbachtal schwimmen können, muss neben dem Baldeneysee auch noch das Wehr in Kettwig durchlässig werden. Doch die alten Planungen, dort eine Fischtreppe anzulegen, haben sich zerschlagen, so Rüdel. Nun hofft man, aus den Test am Baldeneysee möglicherweise auch neue Erkenntnisse für das Kettwiger Wehr zu bekommen.

Eine schnelle Lösung wird es ohnehin nicht geben. Zwei, drei Jahre werden die Planungen dauern.