Essen. . Essen benötigt nur 60 der derzeit 90 Grundschulen, Standort-Schließungen sind also unumgänglich. Geht es nach der Stadtspitze, würde die gesamte Schullandschaft in den nächsten 15 Jahren modernisiert: Alte Grundschulen würden abgerissen, neue Gebäude gebaut - halb so viele.

Die Stadt Essen plant in den kommenden 15 Jahren einen umfassenden Umbau der Schullandschaft: Die Zahl der Grundschulen könnte am Ende um ein Drittel reduziert sein. Geht es nach der Stadtspitze, soll es dabei nicht nur Schulschließungen geben – sondern auch etliche Neubauten.

Oberbürgermeister Reinhard Paß hatte schon in seiner Rede zum Haushalt 2013 vorgerechnet, dass Essen nur 60 Grundschulen benötige. Dass es noch immer 90 seien, liege auch daran, dass Eltern sich „deutlich für einzelne schließungsbedrohte Schulen einsetzen“. Kämmerer Lars Martin Klieve hatte vergangene Woche im Interview etwas ungeduldig nachgelegt, eine Reduzierung von 90 auf 60 sei in vier bis sechs Jahren machbar.

40 marode Grundschulen abreißen und durch 20 neue ersetzen?

Ganz so eilig hat es Schuldezernent Peter Renzel nicht, und er wünscht sich auch, das sensible Thema, mit einem „Aufbruchssignal für die Eltern verbinden zu können“. Sprich: „Man könnte die etwa 40 maroden Grundschulen in Essen abreißen und durch 20 Neubauten ersetzen.“ Die Wohnortnähe der Schulen solle erhalten bleiben, und die Neubauten wären moderner und neuen Anforderungen an Schulen angepasst. So liege dem Oberbürgermeister das Thema Barrierefreiheit am Herzen, da die Inklusion in Zukunft auch Kindern mit Handicap den Besuch einer Regelschule ermögliche. Neue Gebäude könnten auch besser auf den Ganztagsbetrieb ausgerichtet werden. „In den 70er Jahren war das Motto: Jedes Jahr ein Bad im Bau. Unser neues Motto hieße: Jedes Jahr eine Schule im Bau“, sagt Renzel.

Als Blaupause für die Neubauten sehe man das Haus des Lernens in Haarzopf, in dem zwei Grundschulen aufgingen. „Energetisch und vom Raumbedarf liegt es noch unter den Vorgaben der Gemeindeprüfungsanstalt“, so Renzel. Der einmaligen Investition stünden demnach jahrzehntelange Einsparungen beim Unterhalt gegenüber.

Für 20 neue Grundschulen müsste die Stadt rund 200 Millionen Euro investieren

9,8 Millionen Euro kostete in Haarzopf der Neubau in Passivhaus-Standard. Würden 20 neue Grundschulen gebaut, müsste die Stadt gut 200 Millionen Euro in die Hand nehmen. Ob das finanzierbar ist, muss sich zeigen; so müsste auch der Sanierungsbedarf bei den vorhandenen Schulbauten gegengerechnet werden. „Noch ist das eine Projektidee für den Prozess Essen2030.“ Dessen Ergebnisse werden in diesem Monat, spätestens aber im Juli, in den Rat eingebracht.

Über die Marschrichtung sind sich Renzel, Paß und Baudezernentin Simone Raskob aber schon einig. „An den Standorten, die wir aufgeben, könnte dringend benötigte Wohnbebauung entstehen“, sagt Renzel. Im besten Fall könne die Kombination aus einer modernen Schullandschaft und modernem Wohnraum „auch Berufspendler zum Umzug nach Essen bewegen“.