Essen. Der Alarm kam am Freitagmorgen um 6 Uhr. Knapp fünf Stunden später waren 25 Mitglieder des Technischen Hilfswerks Essen auf der Autobahn Richtung Magdeburg. Sie sind Teil einer 113 Personen starken Einsatzgruppe des Geschäftsbereichs Gelsenkirchen, der mithelfen soll, der Flut in Sachsen-Anhalt Einhalt zu gebieten und den Menschen vor Ort zur Seite zu stehen. Sie unterstützen 300 Helferinnen und Helfer des THW aus NRW, die bislang schon in den Katastrophengebieten im Osten und Süden Deutschlands tätig sind.

„Geplant ist unser Einsatz erst einmal bis Montag. Aber wenn es erforderlich ist, bleiben wir auch länger“, sagt Manuel Schlusche. Der 25-Jährige gehört der Fachgruppe Führung und Kommunikation im hiesigen Ortsverband an. Sie war dafür zuständig, die Essener Truppe so schnell wie möglich zusammen zu stellen und auf die Reise zu schicken. „Wir hätten natürlich auch gerne früher von unserem Einsatz erfahren“, so Schlusche. „Aber die Anforderung kam erst in den frühen Morgenstunden.“

Das Essener THW ist mit zwei Bergungsgruppen und mit Räumgruppen ausgerückt, ausgerüstet unter anderem mit Radladern und Beleuchtungsmasten, die an Stellen, wo Sandsäcke befüllt werden, oder direkt an von der Flut bedrohten Stellen an Deichen der Elbe eingesetzt werden können, um auch nachts für genügend Licht am Einsatzort zu sorgen. „Was wir genau machen sollen und an welcher Stelle unsere Kräfte eingesetzt werden, wissen wir noch gar nicht“, sagt Manuel Schlusche. Das entscheidet der Führungsstab vor Ort.

Alle THW-Kräfte sind als Ehrenamtliche aktiv

Organisationsaufgaben wie diese könnte auch die Ortsgruppe Essen erledigen. Sie verfügt über eine der bundesweit 66 Gruppen mit dieser Ausbildung. „Man ist ein bisschen zwiegespalten“, so Manuel Schlusche. „Einerseits möchte man, dass vor Ort alles glatt geht. Andererseits möchte man auch selber anpacken und zeigen, was wir gelernt haben.“

Mit diesem zwiespältigen Gefühl machte er sich am späten Vormittag zu seiner Arbeitsstelle bei einem IT-Unternehmen in Dortmund auf. Wie alle THW-Kräfte ist auch er als Ehrenamtlicher aktiv. Die Arbeitgeber sind auf mögliche Einsätze vorbereitet, bezahlen im Falle des Einsatzes den Lohn weiter und werden dafür vom THW entschädigt.

„Ich harre der Dinge“, sagt Schlusche. „Vielleicht fahren wir ja hinterher.“ Die Fahrzeuge für die Führungs- und Kommunikationsgruppe, die im Zweifelsfall den Einsatz von mehreren Hundert Kräfte lenken kann, steht jedenfalls längst bereit auf dem Hof in Bergeborbeck zur Abfahrt.

DRK ist vorbereitet – „Jeder hat gepackt“

Voralarmiert ist das DRK Essen. „Es gibt eine Voranfrage für einen Betreuungsplatz“, sagt Jochen Sprenger, der für Einsätze zuständige Sachbearbeiter vor Ort. Eingebunden wären auch Kräfte des Malteser Hilfsdiensts. Zum Betreuungsplatz gehören Material wie Zelte oder Feldküche, Fahrzeuge und 72 Hilfskräfte, die bis zu 500 Personen versorgen können. Letztmalig eingesetzt wurde ein solcher Platz bei der Loveparade in Essen. Im Vorjahr wurde ein Teil davon zu Übungszwecken auf dem Messegelände aufgebaut.

„Wir haben einen Haufen hochmotivierter Leute, die lieber heute als morgen aufbrechen möchten. Aber es hilft ja nicht, wenn viele Leute unkontrolliert vor Ort sind“, so Jochen Sprenger. Da davon auszugehen sei, dass das Hochwasserproblem noch längere Zeit bestehe, sei möglich, dass das Essener DRK als Ablösung für andere Kräfte zum Einsatz komme.

Längst abgefragt wurde, welches Personal einsatzfähig wäre. Im Falle eines Alarms, so Sprenger, könne der gesamte Tross binnen drei Stunden aufbrechen, zugeladen werden müssten kurzfristig nur die Lebensmittel. „Jeder hat seine Tasche bereits gepackt.“

72-Stunden-Aktion: BDKJ sucht Helfer

Schon bei der Flutkatastrophe 2002 hatte eine 80-köpfige Essener Gruppe des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an einer Hilfsaktion in Sachsen-Anhalt teilgenommen. Mehrere Tage lang waren die jungen Frauen und Männer im Krisengebiet im Einsatz. Auch diesmal will die hiesige Nachwuchsorganisation den Opfern der Flut zur Seite stehen. Im Rahmen der bundesweiten „72-Stunden-Aktion“, die ohnehin vom 13. bis 16. Juni ausgetragen wird und an der insgesamt 170 000 Jugendliche teilnehmen wollen, sucht sie erneut Helfer für die Flutopfer.

Die Gruppe bricht am Donnerstag, 13. Juni, auf und kehrt am Sonntag, 16. Juni, abends zurück. Für Verpflegung und Unterkunft vor Ort sei gesorgt, so Christoph Grätz, Diözesanreferent und Leiter der Auslandshilfe der Caritas im Ruhrbistum. Auch die Schulbefreiung sollte kein Problem sein, da diese für die gesamte 72-Stunden-Aktion vom Ministerium empfohlen wurde.

„Anmelden können sich alle Gruppen, und Personen nicht nur katholische“, so Grätz. Die Helfer müssen mindestens 16 Jahre alt sein und, sofern sie noch nicht volljährig sind, durch eine erwachsene Person begleitet werden, der dann auch die Aufsichtspflicht obliegt.

„Die Hilfe, die 2002 geleistet wurde, war nicht nur sinnvoll, sondern auch in vielerlei Hinsicht beeindruckend. Auch nach elf Jahren sprechen die damaligen Teilnehmenden noch oft von ihren Eindrücken und Erfahrungen“ sagt Katharina Schwark, Geschäftsführerin des BDKJ in Essen. Sie hofft, dass sich erneut viele junge Essener melden, die helfen wollen.

Informationen und Anmeldungen: 8 93 88 63 oder per Mail an info@bdkj-essen.de