Essen. Ein 22-jähriger Mann aus Essen steht seit Mittwoch vor Gericht, weil er eine 24 Jahre alte Frau auf deren Heimweg vergewaltigt haben soll. Er bestreitet die Tat nicht - gibt aber an, sich nicht an sie erinnern zu können.

Ein Einzelgänger ist er. Sitzt gerne am Computer, guckt regelmäßig „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. 22 Jahre ist der Borbecker alt, der laut Staatsanwaltschaft eine ihm völlig fremde 24-Jährige nachts vergewaltigt haben soll. Eine Tat, die er „nicht bestreiten“ will. Ihm fehle aber jede Erinnerung, sagt er am Mittwoch vor der III. Jugendstrafkammer am Landgericht Essen.

Erst 16 Monate später kam die Polizei ihm auf die Spur, nachdem eine andere Frau Opfer eines Überfalls wurde. Sie war am 5. Juni 2012 in der Tiefgarage ihres Wohnviertels in der Innenstadt von Essen-Borbeck aus dem Auto gestiegen. Plötzlich nahm ein Mann sie in den Schwitzkasten, hielt ihr mit der anderen Hand ein Messer an den Hals.

Opfer erkannte Nachbarjungen

Weil sie ihn von Kindheit an aus der Nachbarschaft kannte, sprach sie ihn an: „Ich kenne dich doch.“ Der Mann gab sich verwundert, forderte sie auf, in die Knie zu gehen. Geld wollte er. Doch als sie das Portemonnaie aus der Tasche geholt hatte, war er weg. Ihre Beschreibung führte die Polizei zu dem 22-Jährigen, der zu Hause wohnte, bei einer Zeitfirma jobbte und noch nie vor einem Strafgericht stand. Er bestritt den Raubüberfall. Aber es half ihm nicht. Er musste eine DNA-Probe abgeben.

Treffer. Ein 16 Monate zurückliegender Fall war für die Polizei geklärt, denn diese DNA-Spuren waren an Körper und Kleidung einer 24-Jährigen gesichert worden. Sie war am 21. Januar 2011 gegen Mitternacht auf dem Weg nach Hause. Im Gewerbegebiet Wolfsbankring kürzte sie über einen Parkplatz ihre Strecke ab. Plötzlich packte sie von hinten ein unbekannter Mann, nahm sie in den Schwitzkasten. Geld forderte er. Fast identisch mit dem späteren Fall. Doch dann betatscht er sie und sagt, er wolle doch nur Spaß haben. Schließlich vergewaltigt er die junge Frau und lässt sie gehen. Er droht ihr laut Anklage: „Erzähle das keinem, sonst sehen wir uns wieder.“

Eltern geben Alibi

Sie ging trotzdem zur Polizei, so dass er sich jetzt für diese Tat verantworten muss. Hinten im Saal sitzt ein großer Teil seiner Familie. Sie könnten sich nicht vorstellen, dass ihr Sohn eine der beiden Taten begangen habe, erzählen die Eltern, die ihm für den gescheiterten Raub sogar ein Alibi geben. Zu Hause habe er gesessen und in seinem Zimmer Fernsehen geguckt. Ein ruhiger Junge sei er, keinesfalls aggressiv.

Den Raub habe er nicht begangen, sagt der 22-Jährige zum Prozessauftakt. Die Vergewaltigung sei möglich, er wisse aber nichts mehr davon. Er habe drei Flaschen eines Bier-Mischgetränkes am Kiosk gekauft und erinnere sich erst wieder an den nächsten Morgen.