Essen. . Zehn Jahre nach der Übernahme durch Eon verschwindet der Name Ruhrgas endgültig. „Essen ist jetzt ein Zweitbetrieb der Konzernführung in Düsseldorf“, sagt die langjährige Betriebsratschefin Gabriele Gratz. Sie erläutert, was sich am Standort Essen ändert.
Während sich der Eon-Konzern bei der Hauptversammlung in der Essener Grugahalle präsentiert, nimmt die Unternehmenstochter Ruhrgas leise Abschied. Was das für die Beschäftigten bedeutet, erläutert die langjährige Ruhrgas-Betriebsratschefin Gabriele Gratz.
Frau Gratz, Ruhrgas ist nun Geschichte. Sie sind seit 36 Jahren im Unternehmen, seit 20 Jahren Betriebsratsvorsitzende. Wie nehmen Sie den Abschied von dem Essener Traditionskonzern wahr?
Gabriele Gratz: Natürlich habe ich sehr gemischte Gefühle. Der Name Ruhrgas verschwindet. Wichtig ist, dass der Geist bleibt, den das Unternehmen ausgemacht hat. Ein Stück Industriegeschichte geht zu Ende. Aber die Kompetenzen der Ruhrgas-Mitarbeiter existieren weiter.
Was bleibt in Essen, wenn Eon-Ruhrgas verschwindet?
Gratz: Ein großer Teil der zentralen Verwaltungsaufgaben des Eon-Konzerns werden künftig in Essen erledigt. Rechtlich gehören diese Arbeitsplätze zwar zu Düsseldorf, faktisch sind sie aber in Essen angesiedelt. Der Düsseldorfer Schreibtisch ist gewissermaßen zweigeteilt. Essen ist jetzt ein Zweitbetrieb der Konzernführung in Düsseldorf. Damit ist das Essener Verwaltungsgebäude gut ausgelastet.
Wo werden die Aufgaben erledigt, die früher zur Ruhrgas gehörten?
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Gratz: Ein großer Teil der früheren Ruhrgas-Mitarbeiter wechselt zur Gesellschaft Eon Global Commodities (EGC), die jetzt schon im Konzern den Handel von Strom, Gas, Kohle, Öl und CO2 abwickelt. Im Betrieb Essen bleiben noch rund 400 ehemalige Ruhrgas-Mitarbeiter primär aus den Bereichen Rechnungswesen und Personalverwaltung bis längstens Ende 2014. Die Stellen aus der Personalabteilung sollen später in Berlin, Hannover oder Regensburg angesiedelt sein, die Arbeitsplätze aus dem Rechnungswesen werden nach Rumänien verlagert.
Wie viele Arbeitsplätze wurden bei Eon-Ruhrgas gestrichen?
Gratz: Von den rund 1500 Arbeitsplätzen, die Ruhrgas im Sommer 2011 gezählt hat, fallen rund 600 bis 700 weg oder es läuft die Verlagerung an andere Standorte. Zahlreiche Mitarbeiter scheiden mit Vorruhestandsverträgen aus, einige Kollegen haben sich neue Jobs gesucht. Für maximal 200 Beschäftigte suchen wir noch nach einer Zukunftsperspektive. Ich gehe davon aus, dass wir zufriedenstellende Lösungen finden werden. Wir haben den Stellenabbau bislang ohne betriebsbedingte Kündigungen geschafft. Als Übergangsbetriebsrat für die verbliebenen Eon-Ruhrgas-Mitarbeiter wollen wir dafür Sorge tragen, dass sich daran auch künftig nichts ändern wird.
Es heißt, der Abschied von Eon-Ruhrgas werde den Beschäftigten mit einer hohen Tantieme versüßt. Stimmt das?
Gratz: Für das Geschäftsjahr 2012 können die Beschäftigten eine gute Tantieme erwarten, die bei den meisten Mitarbeitern mehr als ein weiteres Monatsgehalt ausmachen dürfte. Hier machen sich besonders die erfolgreichen Nachverhandlungen mit unseren Lieferanten Gazprom und Statoil bemerkbar.