Essen. . Grünes Licht für die Sirenen: Die Stadt hat sich für ein neues Alarmsystem entschieden, um die Essener im Schadensfall besser warnen zu können. Ende 2014, so der Plan, soll das Schall-System komplett an den Start gehen. Eine Info-Kampagne wird die Rückkehr der Heuler begleiten.
Von wegen nur Schall und Rauch: Mit seiner Ankündigung, Essen mit einem flächendeckenden Sirenennetz überziehen zu wollen, hat es Ordnungsdezernent Christian Kromberg durchaus ernst gemeint. Den Worten vom November werden schon bald Taten folgen: Noch in diesem Jahr, so Kromberg gestern, sollen die ersten Vorbereitungen getroffen werden, um mehr als 50 Hörner zunächst an Autobahnen und in der Nähe störanfälliger Betriebe zu installieren. Ende 2014, so der Plan, soll das Schall-System komplett an den Start gehen, um unüberhörbar dabei zu helfen, dass die Bürger im Schadens- und Katastrophenfall, etwa bei Chemieunfällen oder Großbränden, besser gewarnt werden. Eine Info-Kampagne wird die Rückkehr der Heuler begleiten.
Lautsprecher mit einergewissen Intelligenz
Das Vorhaben gilt im Rathaus und in der Chefetage der Feuerwehr als eine zusätzliche Investition in die kommunale Sicherheit: „Eine hohe sechsstellige Summe“ kalkuliert die Stadt für den Kauf und den Aufbau der Tonschleudern. Genauer will der Ordnungsdezernent die Kosten nicht beziffern. Die Ausschreibung stehe noch bevor.
Die schrillen Pilzköpfe aus den Zeiten des Kalten Krieges sind ultramodernen Krachmachern gewichen. Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn bescheinigt ihnen sogar, „Lautsprecher mit einer gewissen Intelligenz“ zu sein, die kleinräumig zu steuern sind. Ist doch Quatsch, für die ganze Stadt Alarm auszulösen, wenn über Karnap und Gelsenkirchen eine womöglich gefährlich belastete Rauchwolke zieht, die den kompletten Süden aber rein gar nichts angeht. Dann doch lieber die Bewohner der Nachbarstadt mitwarnen.
Rauch löste Hysterie aus
Es passierte nach dem Brand einer Düngemittelfabrik in Krefeld im vergangenen September. Der angeblich gefährliche Rauch hatte so etwas wie eine Hysterie selbst im weit entfernten Essen ausgelöst und sich längst wieder verzogen, als den hiesigen Behörden ein Licht aufging: Die Kommunikation und der Informationsfluss im Schadensfall müssen generell besser werden, hieß die Einsicht. Nicht nur untereinander, sondern auch in Richtung der Bürger, die in unterschiedlichen Ämtern damals unterschiedliche Auskünfte über die vermeintliche Gefahr aus Krefeld bekamen. Nur nicht die richtigen.
Da war die Rückkehr der Heuler fast zwangsläufig. Denn Kromberg und Bogdahn sind sich einig: Sirenen seien eigentlich die einzige kommunale Möglichkeit, um wirksam Alarm in einer Stadt auszulösen. Er ist gedacht als Weckruf im Schadensfall: Wenn der Bürger die Signale hört, soll er künftig über die Medien, im Fernsehen, im Radio, im Internet oder über eine Hotline erfahren, was Sache ist.
Für die Behörden heißt das, sich sputen zu müssen. Bevor der Alarm ausgelöst wird, sollten möglichst alle objektiven Informationen über die Gefahren oder die Unbedenklichkeit eines Ereignisses vorliegen, damit die Essener tatsächlich angemessen reagieren können.