Essen. Ein Alptraum für Eltern: Ein Ehepaar sitzt mit der acht Monate alten Tochter draußen am Tisch, da kracht das 150 Kilo schwere Restaurant-Schild auf den Kinderwagen. Einen Tag nach dem Unglück in Essen ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Körperverletzung. Die Eltern erwägen juristische Schritte.

Nichtsahnend sitzen Lars Müller und seine Frau am späten Mittwoch Nachmittag auf den Holzbänken vor dem Restaurant „Hans im Glück“ an der Rüttenscheider Straße, den Kinderwagen mit der acht Monate alten Mia direkt am Tisch. Doch aus der geplanten Mahlzeit in der Frühlingssonne wird ein Alptraum. Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, fällt aus drei Metern Höhe das metallene Firmenschild herab - es wiegt nach Angaben der Polizei rund 150 Kilogramm. Nicht die Eltern werden getroffen, sondern ein 26-jähriger anderer Gast - und mit voller Wucht der Kinderwagen.

„Ich schaute nach links, wo gerade noch Mias Wagen stand - er war weg“, sagt der 38-jährige. Das Schild hatte dem Kinderwagen die Achsen und Räder weggehauen, schepperte dann auf den Gehweg. Die Reste des Wagens sind platt, die Haube liegt niedergedrückt auf Mias Gesicht, das in diesem Moment nicht zu sehen ist. „Können Sie sich das vorstellen: Sie müssen diese Haube hochnehmen und wissen nicht, ob sie noch in das lebende Gesicht ihres Kindes blicken?“, fragt der Vater gestern noch hörbar unter Schock. Der Kopf eines Säuglings sei ja weich und noch schutzlos.

Kleine Beule am Kopf

Aber Mia hatte zum Glück „einen ganz aktiven Schutzengel“, wie es Polizeisprecherin Tanja Horn formulierte. Das Kind blieb bis auf eine kleine Beule am Kopf vollkommen unverletzt. Das hätten auch die Ärzte bestätigt, die die Kleine und ihre Mutter für eine Nacht und einen Tag im Krankenhaus behielten. „Sie lag flach im Wagen, schlafend, und der Überrollbügel hat meine Tochter geschützt“, meint Lars Müller. Sonst, so fürchtet er, hätte sie nicht überlegt. Auch der 26-Jährige hatte Glück im Unglück und erlitt nur leichte Blessuren am Kopf.

Schrauben und Dübel machen Vater stutzig

Wie kann so etwas passieren? Die Burger-Braterei „Hans im Glück“ hat vor einem halben Jahr eröffnet und solange hängt auch erst das Schild dort. Da liegt der Verdacht nahe, dass es womöglich nicht sachgerecht angebracht wurde. „Ich bin zwar kein Handwerker“, sagt Lars Müller, „aber Anzahl und Länge von Schrauben und Dübeln haben mich bei so einem schweren Schild zumindest sehr stutzig gemacht.“ Restaurantleiter Hasib Ferosi hat nach eigenen Angaben die Firma, die das Schild monierte, bereits in Kenntnis gesetzt, dass mit harten Nachfragen zu rechnen ist. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung, und auch Lars Müller will juristische Schritte einleiten.

Restaurantschild stürzt auf Kinderwagen

Vor diesem Restaurant ereignete sich das Unglück:
Vor diesem Restaurant ereignete sich das Unglück: "Hans im Glück" auf der Rüttenscheider Straße in Essen. © Leserfoto WAZ
Dort hatten Mias Eltern am Mittwochnachmittag ...
Dort hatten Mias Eltern am Mittwochnachmittag ... © Remo Bodo Tietz/ WAZ FotoPool
... auf den Außenstühlen des Restaurants Platz genommen, ...
... auf den Außenstühlen des Restaurants Platz genommen, ... © Remo Bodo Tietz/ WAZ FotoPool
... als plötzlich aus etwa drei Metern Höhe ...
... als plötzlich aus etwa drei Metern Höhe ... © Remo Bodo Tietz/ WAZ FotoPool
... das rund 150 Kilogramm schwere Schild zu Boden stürzte.
... das rund 150 Kilogramm schwere Schild zu Boden stürzte. © Leserfoto WAZ
Es traf Mias Kinderwagen und einen 24-jährigen Restaurantgast.
Es traf Mias Kinderwagen und einen 24-jährigen Restaurantgast. © Leserfoto WAZ
Während das Kind unverletzt blieb, erlitt der Mann Kopfverletzungen. Nach einer ambulanten Behandlung konnte er das Krankenhaus aber wieder verlassen.
Während das Kind unverletzt blieb, erlitt der Mann Kopfverletzungen. Nach einer ambulanten Behandlung konnte er das Krankenhaus aber wieder verlassen. © Leserfoto WAZ
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„Mir tut das ganze aus tiefstem Herzen leid“, beteuert Ferosi, „und wir sind natürlich froh, dass das Unglück noch glimpflich abging.“ Für Lars Müller ist das zu wenig, er fühlte sich auch unmittelbar nach dem Unglück nicht gut behandelt von den Mitarbeitern des Restaurants. Ferosi versteht zwar die Wut des 38-jährigen Vaters - „mir an seiner Stelle würde es ähnlich gehen“ - er hofft aber, dass seine Entschuldigung angenommen wird.