Essen. . Laptop, Lindenstraße und ein zufriedenes Lächeln: Schwester Kerstin-Marie (33) hat sich für ein Leben im Orden entscheiden. Das beginnt morgens um 5.15 Uhr, wenn die Wecker in ihrer Zelle klingeln. „Ich habe ein Leben in Fülle“, sagt sie. Eines mit Smartphone und Laptop.

Laptop, Lindenstraße und ein zufriedenes Lächeln: Schwester Kerstin-Marie (33) hat sich für ein Leben im Orden entscheiden. Das beginnt morgens um 5.15 Uhr, wenn die Wecker in ihrer Zelle klingeln.

„Oh nein, was machen wir nur falsch“, rief der Priester, dem Schwester Kerstin-Marie anvertraute, dass sie ins Kloster geht. Damals arbeitete sie nach ihrem Theologiestudium als Pastoralreferentin in Trier, und er wollte seine Mitarbeiterin behalten. Ihre Eltern fanden den Gedanken ebenso schrecklich, weil sie sich Enkel wünschten und Vorurteile hatten, erzählt die 33-Jährige. „Sie dachten, wir leben bei Brot und Wasser und haben nie Spaß.“

Leben mit Smartphone und Laptop

Stimmt nicht, sagt Schwester Kerstin-Marie: „Ich habe ein Leben in Fülle.“ Eines mit Smartphone und Laptop, das auch praktisch ist, „um nachträglich Lindenstraße zu gucken“. Über Facebook hält sie Kontakt zu Schwestern und Brüdern. „Meine 16 Mitschwestern, die 70 oder älter sind, schätzen das, weil ich so mit der Welt in Kontakt bin“, sagt sie. Dennoch gelten ihre roten Schnürsenkel als „total schrill und ich als Rampensau, weil ich ständig unterwegs bin“, erzählt sie lachend.

Seit 2008 gehört sie zu den Arenberger Dominikanerinnen: „Andere finden einen Mann, ich habe den Orden gefunden.“ Heute lebt die Schwester im Oberhausener Vincenzhaus, arbeitet dort am Wochenende im Altenheim. In Essen ist sie in der Diözesanstelle für Berufspastoral beschäftigt, hat ihr Büro gleich neben dem Dom und kümmert sich um Menschen, die etwa Priester oder Gemeindereferent werden möchten und bietet unter anderem Berufungs-Coaching an.

Zu Hause hat Schwester Kerstin-Marie ein Zimmer, ihre Zelle mit 14 Quadratmetern und Bad. Im Kleiderschrank verstaut sie ihre Kleider und Bücher. Sie haben ein Erholungszimmer, das „ist wie ein Wohnzimmer ohne Sofa“. Mit Essen werden sie beliefert. Dabei geht Schwester Kerstin-Marie gern in den Supermarkt: „Manchmal würde ich gern einfach mal mit gut gefüllter Börse einkaufen.“ Das sei aber verzichtbar, sagt sie gleich. Im Gegensatz zu den Gebeten.

Um 5.15 Uhr klingelt der Wecker

Morgens klingeln bei Schwester Kerstin-Marie um 5.15 Uhr gleich mehrere Wecker, damit sie pünktlich um 5.30 Uhr zur Schriftlesung kommt. Um 5.45 Uhr zur Meditation, um 6 Uhr zum Morgengebet. Um 7 Uhr beginnt die Messe. Das Handy bleibt im Zimmer. „Wir müssen so früh aufstehen, damit wir alles schaffen“, sagt die 33-Jährige, die nachmittags den Rosenkranz betet, vor dem Abendessen das Abendgebet und danach das zur Nacht. „Um 22 Uhr sollte Schicht im Schacht sein“, sagt die Schwester, bei ihr klappt das wegen der vielen Termine nicht immer. Oft geht sie auch aus reiner Disziplin so früh schlafen, obwohl sie nicht müde ist.

Ihre Eltern haben längst gemerkt, dass ihre Tochter glücklich ist. Deren Schwester hat ihnen inzwischen Enkel geschenkt. „Ich habe meinen Weg gefunden“, sagt Schwester Kerstin-Marie. Was sie manchmal vermisst: „Pizza.“ Weil ihre Mitschwestern lieber Kartoffeln essen.

Vier Wochen Urlaub und 50 Euro Feriengeld

Schwester Kerstin-Marie ist mit einem Kollegen bei der Diözesanstelle für Berufspastoral dafür zuständig „kirchliche Berufe publik zu machen“. Sie arbeiten aber auch mit einem Seelsorger am Schulzentrum Stoppenberg zusammen und an der Uni Bochum.

Eines ihrer Projekte: Gebets-Paten, die ein Jahr lang für Wünsche von Jugendliche wie gute Schulabschlüsse beten. Derzeit beten in Essen die Stoppenberger Karmelitinnen und die Augustiner Chorfrauen.

Schwester Kerstin-Marie ist über einen Gestellungsvertrag zwischen Bistum und ihrem Orden angestellt. Der erhält das Geld, die Schwestern erhalten nach Bedarf etwa Geld für Schuhe von der Priorin, die für die Kasse zuständig ist. Immer zum Jahresanfang bekommt jede Schwester 50 Euro Feriengeld. „Das investiere ich in Kaffee und Eis“, sagt Schwester Kerstin Marie, die vier Wochen Urlaub im Jahr hat. „Cluburlaub ist nicht üblich“, scherzt sie. Möglich sind Ferien in der Schweiz, sie radelt gern oder wandert mit ihrem Patenkind, am liebsten in ihrer Ordenstracht: „Die ist so luftig wie Outdoorbekleidung.“