Essen.. Die Schweizer Bürger haben erst kürzlich ein Zeichen gesetzt und die Managergehälter gedeckelt. Spätestens seitdem steht dieses Thema auch in Deutschland wieder auf der Agenda. Die Stadt Essen bezahlt die Tantiemen ihrer Manager zumindest theoretisch nach dem Leistungsprinzip.
Als diese ganze Stadt im Jahrhundertwinter ins Rutschen kam, von 2010 auf 2011 war das, da hätten ihm viele Bürger gerne das Gehalt gekürzt: Klaus Kunze, als Chef der Entsorgungsbetriebe auch für den Winterdienst zuständig, war – ob nun zu Recht oder zu Unrecht – für viele der Buhmann jener Tage, und das hat an ihm gezehrt wie an seiner Belegschaft.
Nur an seinem Gehalt nicht.
52.000 Euro betrug Kunzes erfolgsbezogene Tantieme, als der EBE das Salz ausging. Und 52.000 Euro waren es auch im Jahr davor und im Jahr danach, was man auch so deuten kann: Es hat sich nicht wirklich gelohnt für Kunzes Portemonnaie, die Entsorgungsbetriebe auf Rekordzahlungen für den städtischen Etat zu trimmen.
Die Frage nach der gerechten Bezahlung
Wie bezahlt man Manager gerecht? Diese Frage stellt (sich) nicht nur die bundesdeutsche Öffentlichkeit, wenn Banker-Boni mal wieder die Schallmauer durchbrechen, sie wird – deutlich länger übrigens – auch in den Beteiligungsgesellschaften der Stadt Essen erörtert, wo die Frage im Raum steht, wie man denn die Leistung von Messe-Chefs oder Evag-Vorständen, Wirtschaftsförderern oder Stadtwerke-Bossen angemessen bewertet – von den hochkochenden 49-prozentigen Gehaltsnachschlägen in Sozialgesellschaften mal ganz zu schweigen.
Schon im November 2011 hat der Rat der Stadt auf Antrag der Sozialdemokraten einstimmig den Plan gefasst, einen Versuch zu unternehmen, die Chefs der knapp 70 Stadttöchter in ein stimmiges Gehaltsgefüge einzupassen. Jetzt liegt das Ergebnis vor, das am Mittwoch im Rat diskutiert werden soll. Zentraler Punkt ist dabei, die Leistung der Manager in städtischer Regie auch finanziell zu würdigen, und nur damit sich da keiner falsche Hoffnungen macht: Sehr viel billiger wird’s wohl nicht.
Nicht allzu fix zum Bonus
Dass es unterm Strich nicht nennenswert preiswerter wird, liegt schon daran, dass man ermittelt hat: Die Vergütung der Chefs in städtischen Tochterfirmen liegt „insgesamt auf einem marktüblichen Niveau“, eher sogar einen Tick darunter. Variable Gehaltsbestandteile gibt es in der Größenordnung von elf Prozent, aber nicht bei allen Firmen mit Stadt-Anteil und für allzu viel Auf und Ab haben sie auch nicht gesorgt.
Nur in einem Fall, beim scheidenden Evag-Chef Horst Zierold, sank der variable Gehaltsanteil von einem Jahr aufs andere mal leicht, um im Jahr danach wieder umso höher emporzuschnellen. Vier Gehalts-Jahre nahm die Stadt unter die Lupe, um hörbar ernüchtert festzustellen, dass negative finanzielle Entwicklungen bei den Beteiligungsgesellschaften keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Gehalt der Chefs zeitigten. „Insgesamt lässt sich konstatieren, dass auch die formal variable Vergütung in der Praxis häufig Fix-Charakter hat.“
Nutzen durch finanziellen Leistungsanreiz
Ob sich das ändern lässt? Die Stadt will es versuchen, weil sie daran glaubt, dass ein finanzieller Leistungsanreiz am Ende auch der Stadt und ihren Bürgern nützt. Und so sollen die städtischen Manager demnächst durch die Bank nur 80 Prozent ihres Zielgehalts als fixe Zahlung erhalten, die restlichen 20 Prozent als Variable.
Die eine Hälfte dieser Leistungszulage hängt dabei von kurzfristigen fachlichen Zielen des jeweiligen Unternehmens ab, die andere davon, dass es langfristig in der (finanziellen) Spur bleibt. Wenn’s prima läuft im Laden, dann springt am Ende sogar mehr heraus als das ursprünglich angepeilte Zielgehalt, wenn die Geschäfte eher mau gehen, kann unterm Strich auch schon mal weniger stehen.
Leistungsparameter nicht geklärt
Aber woran misst man, ob’s gut läuft bei so unterschiedlichen Firmen, wie die Stadt sie unter ihren Fittichen hat? An den Verspätungsminuten bei der Evag? An den gestreuten Straßenkilometern bei den Entsorgungsbetrieben? Daran, ob eine Ausstellung abwandert (Messe Essen), die Drogenszene wächst (Suchthilfe direkt) oder die Gaskundschaft stabil bleibt (Stadtwerke)?
Die Stadt plant mit einem Steuerungsinstrument, das Fachleute „Balanced Scorecard“ nennen, will Zielvorgaben aufstellen und die Unternehmen (besser: ihre Chefs) dann am Ende daran messen, ob diese Ziele erreicht wurden, grob gesagt.
Keine Fehlanreize setzen
Nicht ausgeschlossen, dass da auch die Zahl der gekündigten Wohnungen beim Allbau eine Rolle spielen, die Vermittlungsquote bei der Beschäftigungsgesellschaft EABG oder die Zufriedenheit der Schüler mit dem Schulessen der RGE. Fest steht nur schon so viel: Es wird ein munteres Rechnen und Interpretieren geben und Gewichten und Deuten. Bloß keine Fehlanreize setzen, bloß keinen Mauschelverdacht aufkommen lassen.
Ob die Manager-Gehälter am Ende gerechter ausgestaltet sind? Neue Verträge sollen samt und sonders unters neue Konzept fallen, bestehende Verträge nur freiwillig umgestellt werden. Und überhaupt nur Verträge von 120.000 Euro aufwärts. Der EBE-Job gehört übrigens dazu, und der nächste harte Winter kommt bestimmt.