Dortmund/Essen. Wer eine Kneipentour durchziehen will, braucht Geld. Das hatte ein 24-jähriger Essener nicht. Kurzerhand raubten er und zwei Kumpels deshalb am zweiten Weihnachtstag Passanten in der Essener Innenstadt aus. Dafür, und fürs Butterfly-Messer, muss er sich vor Gericht verantworten.
„Friede auf Erden“ sollte herrschen in der Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtstag. Doch für einen 24-jährigen Dortmunder galt das nicht. Weil ihm Geld für eine Kneipentour fehlte, raubte er mit zwei anderen Komplizen mehrere Passanten auf der Kettwiger Straße in der Essener City aus. Seit Dienstag muss er sich wegen schwerer räuberischer Erpressung vor der VI. Essener Strafkammer verantworten.
Er räumt die Taten ein. Am Abend des ersten Weihnachtstages sei er mit zwei Freunden auf die Idee gekommen, das Geld für einen Kneipenzug durch Überfälle aufzubringen. Sie wollten Passanten auflauern und sie „abziehen“.
Handys und Geld als Beute
Um 21.55 Uhr ging es los. Kurz zuvor hatten sie noch im „Pupasch“ gesessen, als sie schon ihre ersten Opfer, vier Schüler, auf der Kettwiger Straße sahen. Mit einem Butterfly-Messer bedrohten sie die jungen Männer, erbeuteten ein iPhone 5, Ausweispapiere und 60 Euro Bargeld. „Ich wusste ja nicht, ob der zusticht“, erläutert einer der Schüler, warum er das Geld herausgegeben hatte.
Auf der Straße verkauften die Räuber das Handy, setzten ihre Beute in Alkohol und Zigaretten um. Etwa drei Stunden später, um 1.15 Uhr, musste neue Beute beschafft werden. Wieder bedrohten sie eine Gruppe von vier Männern, diesmal auf der Kettwiger Straße in Höhe des Textil-Filialisten „Primark“. Diesmal versetzten sie ihrer Drohung mehr Nachdruck. Einem der Opfer wurde sogar ein Messer an den Hals gedrückt, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Sie erbeuteten ein Samsung-Handy, ein iPhone 5 und Bargeld. Kurz danach der dritte Überfall, diesmal in Höhe des Burgplatzes. Wieder vier Männer, wieder Messer, wieder Handy und Bargeld.
Schnelle Festnahme
Von der Beute hatte der Angeklagte nicht viel. Ganz in der Nähe des letzten Überfalls nahm die inzwischen alarmierte Polizei ihn fest. Zunächst bestritt der Dortmunder gegenüber den Beamten jegliche Tatbeteiligung. Er erzählte ihnen, dass er durch Schwarzarbeit viel Geld verdiene. Dann räumte er die Taten aber ein. Seine Komplizen sind noch flüchtig.
Die Diskussion, ob er gewusst habe, dass die Überfälle mit Messern begangen werden sollten, unterband Richterin Jutta Wendrich-Rosch zum Prozessauftakt knapp und nachvollziehbar: „Ohne Messer kommt man ja nicht auf die Idee, eine größere Gruppe von Männern auszurauben.“ Das vertiefte sie noch angesichts der Herkunft des Angeklagten: „Diese Gesetzmäßigkeit ist in Dortmund nicht anders als in Essen.“