Essen. Schuldneratlas 2012 wurde vorgestellt: Die private Pro-Kopf-Verschuldung ist in Altendorf und Stadtmitte am höchsten. Heisingen und Werden schneiden gut ab

Arm und Reich liegen in Essen dicht beieinander: Während die Stadt im Vergleich mit dem Ruhrgebiet und bundesweit schlecht abschneidet, liegt Heisingen zum Beispiel im revierweiten Stadtteil-Ranking auf Platz 2. Heißt: Dort leben nur 4,82 Prozent der Bürger über ihre Verhältnisse, geben also mehr Geld aus als sie einnehmen. Das steht jetzt im Schuldneratlas des Unternehmens Creditreform, das unter anderem Wirtschafts-Informationen für Firmen anbietet. Es stellte die Zahlen der privaten Pro-Kopf-Verschuldung für 2012 vor.

Im Ruhrgebietsvergleich liegt Essen mit 12,69 Prozent (2011 waren es 12,08 Prozent) auf einem mittleren Platz, im bundesweiten Vergleich mit anderen Städten über 400.000 Einwohner ist die Pro-Kopf-Verschuldung die dritthöchste nach Duisburg und Dortmund.

A 40 als Grenze zwischen Arm und Reich

61.600 Essener haben demnach monatlich mehr Ausgaben als Einnahmen. Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Trennung, unangemessenes Konsumverhalten, aber auch Krankheit und gescheiterte Selbstständigkeit sind Hauptursachen für die Schuldenfalle.

Die Verlierer, im Vergleich zu anderen Stadtteilen im Ruhrgebiet, sind Stadtmitte und Altendorf, jeweils mit einer Schuldnerquote von 24,70 Prozent, Frillendorf (20,01 Prozent) und Altenessen (19,24 Prozent). Die geringste Pro-Kopf-Verschuldung hat Heisingen. Der Stadtteil am Baldeneysee rangiert revierweit an zweiter Stelle, nur in Bochum-Stiepel ist die Verschuldung geringer. Es folgen Haarzopf (4,85 Prozent), Stadtwald (5,30 Prozent), Burgaltendorf (5,35 Prozent), Bredeney (5,60 Prozent) und Werden (5,96 Prozent). Dieses Nord-Süd-Gefälle, mit der A 40 als Grenze zwischen Arm und Reich, zieht sich nicht nur durch Essen, sondern durchs ganze Ruhrgebiet.

Aggressive Werbung

„Mit einem Rückgang der Quoten ist nicht zu rechnen“, prophezeit Jan Stenmans, Geschäftsführer der Creditreform. Auch der Weg aus dem Minus fällt immer schwerer: Selbst denen, die Arbeit haben. Denn die Qualität der Arbeitsverhältnisse hat sich zunehmend verändert, die Verdienste sind geringer, immer mehr Menschen arbeiten auf 400-Euro-Basis. Insolvenz- und Schuldnerberatungen seien total überlastet. Konsumgüter wie Autos oder Fernseher werden zunehmend aggressiver mit Null-Prozent-Finanzierungen beworben. „Das ist für viele Verbraucher unglaublich verlockend, aber so verlieren sie schnell den Überblick über ihre finanzielle Situation.“ Ganz perfide seien die Angebote: „Heute kaufen, in einem Jahr zahlen.“ Selbst die Sommerreise gibt es auf Pump.

Auch die Geldinstitute würden gerne jedem, der es hören möchte, erzählen, er könne mit seinem Einkommen ein Häuschen finanzieren: „Wir würden uns eine verantwortungsbewusstere Kreditvergabe wünschen“, sagt Stenmanns.