Essen. Aus der Not geboren: In Frohnhausen nahm eine Grundschule Kita-Kinder auf
Not macht erfinderisch, und manchmal kommen dabei sogar echte Zukunftskonzepte heraus. Bei ihrem Kita-Ausbauprogramm plant die Stadt auch, gemeinsame „Häuser des Lernens“ zu errichten. Gebäude, in denen Kitas mit Grundschulen unter einem Dach sind – zum Beispiel in Haarzopf.
Die Berliner Schule in Frohnhausen ist ein solches „Haus des Lernens“ gewesen, zumindest provisorisch, zumindest von April 2012 bis gestern, denn da verabschiedeten die Grundschüler knapp 20 Kinder der städtischen Kita „Schwedenheim“, die acht Monate lang in der Schule ein provisorisches Domizil gefunden hatten.
Kita zieht vorläufig um
Denn das „Schwedenheim“, das an der Hildesheimer Straße liegt, nur fünf Fußminuten von der Berliner Schule, ist umgebaut worden, ein Anbau wurde errichtet, die Einrichtung vergrößert sich von drei auf fünf Gruppen, im Juni geht’s los. Wegen der Bauarbeiten musste eine Gruppe ausweichen. Die Kinder sind zwischen drei und sechs.
„Es gab erst viele Vorbehalte“, berichten Patricia Lottermoser, die Leiterin der Schule, und Barbara Görgen, die Leiterin der Kita. „Wir haben zunächst überlegt, ob nur die Ältesten der Kita für den Zeitraum in die Schule wechseln sollten“, berichtet die Kita-Leiterin. „Doch dann sagte eine unserer drei Gruppen: Wir gehen, aber nur dann, wenn wir auch geschlossen gehen dürfen.“
So wurde im Erdgeschoss der Schule, in der der Ganztags-Betreuungsbetrieb untergebracht ist, ein Raum für die Kita-Kinder umgestaltet. „Die Kinder haben mitgeholfen beim Umzug, vorher die Spielsachen ausgesucht, die mit sollen, das wurde ein richtiges Gemeinschaftserlebnis“, sagt Barbara Görgen.
Positive Entwicklung durch Zusammenleben
Kita-Kinder in einer Schule unterzubringen, das ist nicht ohne: „Unsere Toiletten sind größer als die in der Kita. Damit fängt es an. Dann sind die Toiletten nur über den Schulhof zu erreichen. Und das Gelände ist offen, anders als jedes Kita-Gelände“, erzählt Patricia Lottermoser.
Doch nach kurzer Zeit waren alle Bedenken verflogen: „Ich habe selten erlebt, dass Kinder in nur einem Jahr solche Entwicklungs-Schübe machen“, sagt Barbara Görgen. „Die Kinder sind sehr selbstständig geworden.“ Beispiel Toiletten: Die älteren gewöhnten sich von selbst an, beim Gang aufs Klo zu fragen, ob ein kleineres Kind mit möchte. Die Kita-Kinder entwickelten auf dem Schulhof schnell den Ehrgeiz, genau wie die größeren die Klettergerüste beherrschen zu können. „Alle haben voneinander profitiert“, sagt Patricia Lottermoser. „Wir sind richtig traurig, dass die Kita-Kinder jetzt wieder gehen, wir würden“, sagt die Schulleiterin, „es jederzeit wieder machen.“