Essen. Eine Tuberkulose-Erkrankung am städtischen Berufskolleg im Bildungspark hat für Unruhe unter den Schülern gesorgt. Sie fühlen sich von der Schulleitung schlecht informiert, nachdem erst jetzt bekannt wurde, dass sich eine Mitschülerin bereits im Dezember mit den unter Umständen ansteckenden und im schlimmsten Fall tödlichen Keimen infiziert hatte.
Für Schulleiterin Ingrid Kratkey sind die Vorwürfe jedoch haltlos. In Absprache mit dem Gesundheitsamt sei besonnen und dem Fall angemessen gehandelt worden. „Das Kollegium war informiert.“ Und auf die Nachfrage bei der Stadt, „ob es Sinn macht, die gesamte Schule einzubeziehen“, will Kratkey ein eindeutiges Nein zur Antwort bekommen haben.
Die Ärztin Christiane Scheytt, beim Gesundheitsamt zuständig für die Tuberkulosefürsorge, bestätigte gestern die meldepflichtige Erkrankung der Schülerin, die nicht aus Essen stammt und auf einer Isolierstation eines Krankenhauses mit Antibiotika gegen die bakteriellen Erreger behandelt wird.
Die Diagnose sei Ende Dezember gestellt und das hiesige Gesundheitsamt informiert worden. Das war dann automatisch „in der Pflicht einer Umgebungsuntersuchung im Kreis der Kontaktpersonen“, so Scheytt, was an der Schule bedeutet habe: Alle Schüler und Lehrer, die einen mindestens achtstündigen gemeinsamen Aufenthalt hatten, das waren im aktuellen Fall 33 Betroffene, seien auf eine mögliche Infektion untersucht worden.
Fester Klassenverband
„Was in solchen Fällen zu geschehen hat, ist genau definiert“, sagt Scheytt. Dazu gehöre auch eine Nachuntersuchung nach acht Wochen. Bislang gebe es jedoch „keinerlei Hinweise darauf, dass jemand angesteckt wurde oder ansteckungsfähig krank wird“, so die Amtsärztin. Dass die 16- bis 18-Jährigen in einem festen Klassenverband unterrichtet wurden und nicht in Kursen mit wechselnder Schülerschar, habe den Kreis der potenziell Infizierten klar eingegrenzt. Und die seien dann auch mit allen notwendigen Informationen versorgt worden, so Christiane Scheytt.
Für die Expertin des Gesundheitsamtes stehen Tuberkulosefälle zwar nicht auf der Tagesordnung. Selten sind sie jedoch nicht: Bis zu 60 Neuerkrankungen durch Mykobakterien, die meist die Lungen befallen, werden allein der Essener Behörde pro Jahr bekannt. Tendenz steigend: Durch zunehmende Einreisen und Zuzüge vor allem aus dem Osten finden die Keime der Krankheit, die zuletzt kurzzeitig nach den beiden Weltkriegen in Deutschland grassierte, wieder eine weitere Verbreitung. Wer infiziert wird, muss sich auf eine vergleichsweise lange Behandlungsdauer von einem halben Jahr einstellen, in der Antibiotika verabreicht werden, so Scheytt. Bei der Schülerin des Berufskollegs habe die Therapie angeschlagen. Ihr gehe es inzwischen wieder besser.