Essen. 250 Termine in vier Monaten und trotzdem ist Essens jüngstes Stadtprinzenpaar immer gut gelaunt: Prinz Marc I. und seine Lieblichkeit Prinzessin Assindia Katja I erfüllen gerne ihre königlichen Aufgaben.

Die WAZ bittet beim Festkomitee Essener Karneval (FEK) um ein kleines Gespräch mit dem Stadtprinzenpaar. Prompt kommt die Antwort: „Nächsten Freitag um 17:15 Uhr.“ Eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin läuft die Redaktionskaffeemaschine auf Hochtouren, Kaffeetassen für sieben Personen stehen auf dem Tisch. Die Tür geht auf: Herein kommt das Prinzenpaar – mit 15 weiteren Narren im Schlepptau.

Bevor das Gespräch beginnen kann, setzen wir erst mal eine weitere Kanne Kaffee auf und holen Stühle aus den Nachbarräumen herbei. Dass das Gefolge so groß sein würde - damit hatten die Zeitungsmacher dann doch nicht gerechnet. Prinz Marc I. und seine Lieblichkeit Prinzessin Assindia Katja I. werden von einer Hofdame, einem Hofmarschall und anderen Leibgarden begleitet. So läuft das eigentlich bei jedem Termin. Ach so.

"Ich brauche gut eine Stunde, bis Frisur, Make-up und Kleid sitzen"

„Privat können wir noch ohne Gefolge rumlaufen“, erzählt der 24-jährige Prinz, mit bürgerlichem Namen Marc Teckentrup. Sobald er aber die Ordenskette anlegt, sich den imposanten Hut mit der noch-imposanteren langen Feder aufsetzt und das Zepter schwingt und Katja sich die Schärpe umlegt und die Krone auf ihr blondes Haar steckt, wird’s ernst. Nicht zu vergessen natürlich: die üppige Uniform.

Die zierliche Katja Sander trägt ein schweres, blaues Samtkleid mit aufwendigen Applikationen in Gold. Es scheint, als wiege das Festgewand doppelt so viel, wie die Frau, die darin steckt. „Ich brauche gut eine Stunde, bis Frisur, Make-up und Kleid sitzen“, berichtet sie von ihrem morgendlichen Ritual. Nun, es lohnt sich auf jeden Fall. Marc ist hingegen in fünf Minuten komplett angezogen. Rein in die Strumpfhose, das Gewand überziehen, fertig. Mittlerweile könne er sogar ganz gut in den Schuhen mit den kleinen Plateauabsätzen laufen.

Jetzt geht es in die "heiße Phase" 

Inzwischen haben die beiden ja auch schon eine Menge Termine absolviert. So um die 70 waren es seit der Prinzenproklamation am 18. November. Dabei ginge es erst jetzt in die „heiße Phase“. Insgesamt muss Essens jüngstes Prinzenpaar um die 250 Termine in Essen und Umgebung wahrnehmen. Da kann es durchaus mal vorkommen, dass die beiden an einem Samstag schon mal 14 Auftritte absolvieren müssen. Das geht natürlich nur, wenn man morgens früh aufsteht, aber dafür bis nachts unterwegs ist. Viel Schlaf ist da nicht drin; fünf Stunden müssen genügen.

„Aber wir wussten ja vorher, worauf wir uns einlassen“, erzählt die 27-jährige Katja, die in den Karneval hinein geboren wurde. 2006 begleitete sie schon ihre Eltern Peter und Sabine Sander als Prinzenpaar. Und eigentlich hegte Katja den Wunsch seit ihrer Kindheit: „Einmal Prinzessin zu sein“.

Bis Februar geht die Prinzessin Katja übrigens noch ihrem Job als Arbeitsvermittlerin nach; Marc ist im Pflege- und Erziehungsdienst tätig. Urlaub gibt’s erst im Februar. Anders ließe sich der Prinz/essinnen-Job dann auch nicht vereinbaren.

"Jugendliche frische"

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    Dass die beiden ihr Amt nicht nur sehr ernst nehmen, sondern, dass es ihnen trotz des Stresses wirklich Spaß macht, nimmt man ihnen gerne ab. „Katja und Marc bringen jugendliche Frische in den Essener Karneval“, erzählt Katjas Vater Peter Sander, zugleich Vorsitzender des FEK. Aus Mitgliedern ihrer beiden Vereine (Marc ist Mitglied im Essener-Karnevals-Verein e.V.; Katja bei den Fidelitas Essen-Kray) habe sich sogar eine eigene Band gegründet: Die „Katja-Marc-Sänger“ – kurz „KaMa-Sänger“. Und der Song ihrer Lieblingsband „Brings“, „Man müsste noch mal 20 sein“, wurde eigens für das Prinzenpaar umgeschrieben.

    Irgendwie läuft es mit Katja und Marc eben ein bisschen anders. Die beiden geben Vollgas auf den Karnevalsbühnen, sie rocken die Säle. „Die Vereine haben die beiden innerhalb kürzester Zeit in die Herzen geschlossen“, so Peter Sander. Der Stolz steht ihm ins Gesicht geschrieben - den beiden das Lächeln. Bis Aschermittwoch werden sie das auch mit Sicherheit nicht mehr ablegen.