Essen. . Professor Ferdinand Dudenhöffer auf Konfrontationskurs: Die Stadt Essen wehrt sich gegen den Vorwurf, Elektromobilität nicht fördern zu wollen.
Das Vorzeige-Projekt „Ruhr Auto E“ kommt kaum aus den Startlöchern, da geht der „Autopapst“ höchstselbst auf direkten Konfrontationskurs mit der Stadt. Es hat einige Beobachter schon etwas ratlos am Straßenrand zurückgelassen, was Professor Ferdinand Dudenhöffer angetrieben haben mochte. Es muss ein kräftiges Gemüts-Gemisch gewesen sein, das den Mann etwas schräg aus der Kurve kommen ließ, als er der Führung im Rathaus mangelnde Kooperationsbereitschaft bei seinem Vorzeige-Projekt vorwarf. Es war schon ein ganz schön starker Strom, der sich da entlud.
Der Oberbürgermeister, der sich zuletzt erfolgreich um eine Unterstützung des RWE-Konzerns für „Ruhr Auto E“ bemühte, schien die Kritik gelassen zu nehmen. Nach außen hin. Doch Dudenhöffer wiederum deutete die Nicht-Reaktion auf seine Weise: Paß spreche nicht mit ihm, er schmolle wie ein Kind, ließ sich der Professor wenig später vernehmen.
Dudenhöffer wartete mit 20 Opel-Ampera auf
Das ist äußerst bemerkenswert für einen Wissenschaftler, der nach Darstellung der Stadt mit der Bitte an den Oberbürgermeister herangetreten war, für ihn und sein (von der Bundesregierung unterstütztes) Projekt ein gutes Wort bei RWE einzulegen. Was Paß auch tat. Und zwar mit dem erhofften Ergebnis: Dudenhöffer durfte die Plätze neben den Ladesäulen für eine jährliche Pacht von 1700 Euro nutzen. Der Professor konnte zwar mit 20 Ampera des Sponsors Opel aufwarten. Stellplätze und Strom aber hatte er nicht. Nur zu kurze Ladekabel.
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Erst kurz vor einem absehbaren Zusammenprall, der bei diesem (Un-)Fall wohl mehr Image- als Blechschaden auf beiden Seiten bedeutet hätte, kam nun die Kehrtwende. „Wir freuen uns riesig, wenn die Stadt uns unterstützt“, trat Dudenhöffer in einem Gespräch mit der NRZ verbal merklich auf die Bremse. Da hatte er gerade vernehmen dürfen, dass im Rathaus trotz aller öffentlich zu erlebenden Rempler nicht im Ansatz daran gezweifelt wird, „Ruhr Auto E“ auch weiterhin die Anschubhilfe zukommen zu lassen, die es benötigt.
Wenn auch nicht um jeden Preis.
Kein Platz für Benzinfresser
Deshalb wird’s wohl auch erstmal nichts werden mit einer Signatur nach Dudenhöffers Vorstellung auf dem Boden der Parkbuchten neben den Ladesäulen, die ausschließlich Elektroautos vorbehalten sind. Allerdings nur dann, wenn sie aufgeladen werden. Dem Professor, heißt’s bei der Stadt, schwebe da wohl ein blaues „E“ vor, um Werbung in eigener Sache und den Stellplatz-Suchern an den Dutzend Standorten in der Stadt unmissverständlich klar zu machen: Benzinfresser haben da nichts zu suchen.
Wenn’s denn nur so einfach wäre: Man dürfe nicht einfach die Straße mit irgendwas bemalen, um die Bürger auf eine Regelung aufmerksam zu machen, welche auch immer es sein möge. Im Streitfall „kassiert das jeder Richter ein“, heißt es im Rathaus, wo zurzeit versucht wird, eine so adäquate wie augenfällige Lösung für die in der Tat ungeliebte Randerscheinung zu finden, dass die Plätze immer wieder zugeparkt werden. „Wir sind in Gesprächen mit dem Innenministerium.“
Elektrofahrzeuge sind keine privilegierten Verkehrsmittel
Was am Ende dabei herauskommt, ist offen. Der Ruf nach Düsseldorf ist jedoch ein weiteres Zeichen des Bemühens, den Amperas und allen anderen Elektroautos, die in Essen unterwegs sind, bestmögliche Starthilfe zu geben. Denn eigentlich hält die Stadt die jetzige blau-weiße Beschilderung rechtlich für „absolut ausreichend, um ein Auto abzuschleppen, das auf einem E-Mobil-Parkplatz steht, ohne aufgeladen zu werden“.
Es werde eben Neuland betreten bei diesem bundesweiten Projekt – von Bürgern und Behörde. Doch gerade das verpflichte eine Kommune umso mehr, genau hinzuschauen und noch genauer zu prüfen – um eine Ungleichbehandlung zu vermeiden. Das könne hin und wieder Zeit in Anspruch nehmen und so am Ende der – wenn auch falsche – Eindruck entstehen, die Stadt fördere das Projekt nicht angemessen. Doch klar sei und das müsse in die Köpfe: Elektrofahrzeuge sind keine privilegierten Verkehrsmittel, auch für sie gelte die Straßenverkehrsordnung.
Dass die Verkehrsüberwachung genau so konsequent an der Hachestraße gehandelt hat, wo ein Ampera nach Angaben der Stadt drei Tage lang widerrechtlich stand, hatte Dudenhöffer zum ersten Mal wahrnehmbar auf den Gedanken gebracht, dass die Stadt Essen an Elektromobilität nicht interessiert sei. Bis gestern hatte sich der Professor eines Besseren besonnen: „Wir geben Gas“, ließ er sich vernehmen, als hätte es so etwas wie eine Kurzschlusshandlung nie gegeben.