Essen. Rund drei Wochen vor dem Bürgerentscheid zur Rückbenennung der Von-Einem und Von-Seeckt-Straße beginnt in Rüttenscheid die heiße Wahlkampfphase. 45 741 Bürger sind am 3. Februar gefordert: Sollen die Straßennamen bleiben wie sie sind, oder sollen die umstrittenen Generäle von den Schildern verschwinden?

Keine zwei Meter sind zwischen dem Infostand der Grünen und dem der CDU Platz. Doch auch die räumliche Nähe kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Gräben im Rüttenscheider Straßenkampf immer tiefer und der Ton immer rauer wird. Drei Wochen vor dem Bürgerentscheid haben Gegner und Befürworter der Rückbenennung der Von-Einem und Von-Seeckt-Straße mit einer Kundgebung auf der Rü die heiße Phase des Wahlkampfes eingeläutet.

45 741 Bürger sind am 3. Februar gefordert: Sollen die Straßennamen bleiben wie sie sind, oder sollen mehr als 70 Jahre nach der Benennung die umstrittenen Generäle von den Schildern verschwinden? SPD und Grüne, die sich für eine Rückbenennung in Irmgard- und Ortrudstraße stark machen, werden in dem Ein-Themen-Wahlkampf von ihren Rüttenscheider Mandatsträgern Jens Geier (SPD) und Kai Gehring (Grüne) unterstützt. „Rüttenscheid war immer ein Stadtteil der Vielfalt. Hier leben viele Homosexuelle, Juden und Polen“, sagt der Bundestagsabgeordnete Gehring. Da dürfe eine Straße nicht den Namen von Kriegstreibern und Schwulen-Hassern behalten.

Unterstützer der Initiative „ProVon“ sehen das anders. „Es geht nicht darum, Generäle aus dem Kaiserreich zu ehren, sondern schlichtweg darum, dass die Anwohner die für alle Seiten aufwendige Rückbenennung nicht wollen“, sagt Thomas Spangenberg.

Härte und Verbissenheit nimmt zu

Die Härte und Verbissenheit, mit der um jede Stimme gekämpft wird, nimmt dabei spürbar zu. Über Mega- und Mikrofone reden beide Lager teilweise gleichzeitig auf die zahlreichen Passanten der Rü ein. Dabei werfen sie sich vor, die Bürger bewusst zu täuschen. Da heißt es, die Kosten, die der Stadt durch die Umbenennung entstünden, würden klein gerechnet, da schieben sich Gegner und Befürworter gegenseitig die Schuld am Scheitern eines vielversprechenden Umwidmungs-Kompromisses in die Schuhe. Von friedliebender Nachbarschaft keine Spur. Eine Tatsache, die auch Spangenberg besorgt. „Ich hoffe, dass wir nach dem 3. Februar wieder friedlich miteinander umgehen können“, so der 61-Jährige.

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Vielen Anwohnern geht der Streit um die Straßennamen bereits jetzt zu weit. „Klar beschäftigt uns das Thema“, sagt Dennis Gaida (39), der von der geplanten Umbenennung völlig überrascht war. „Aber es gibt dringendere Probleme wie etwa die fehlenden Kita-Plätze oder die Parkplatzsituation im Stadtteil.“ Vor der Abstimmung in gut drei Wochen geben sich sowohl die „ProVon“- als auch die „Irmgard und Ortrud Initiative“ kämpferisch. Ob sich ihr Anliegen am Ende durchsetze, sei alles eine Frage der Mobilisierung.