Essen. .

Tausende von Malen hat sich der Vorhang im Aalto-Theater seit der Eröffnung 1988 geöffnet und geschlossen. Jetzt ist der Vorhang gefallen, und zwar zum letzten Mal: In einem Rund-um-die-Uhr-Kraftakt wird der 24 Jahre alte Stoff durch einen neuen ersetzt. Am Freitag um 17 Uhr soll sich der Neue für „Max und Moritz“ öffnen.

Von wegen: der Vorhang soll sich öffnen. Vier Vorhänge sind es eigentlich, die sich vor den Augen der Zuschauer öffnen und schließen. Jeweils zwei blaue, die der Zuschauer sieht, und dahinter zwei schwarze, die dafür sorgen, dass der Zuschauer eben nichts sieht. „Der schwarze Vorhang ist blick- und schalldicht, damit die Zuschauer von Umbauten nichts mitbekommen“, sagt Dirk Beck, technischer Direktor des Aalto-Theaters.

Brandloch, gleich im ersten Jahr

Der alte Vorhang hat sich eigentlich für sein Alter noch gut gehalten. Gleich im ersten Jahr hat der Baumwoll-Velours der Marke „Clivia 600“ ein Brandloch von einem Scheinwerfer erlitten, obwohl der Stoff von der Qualität „schwer entflammbar“ ist. Das ist geflickt worden. Bei genauem Hinsehen, sagt Beck und zeigt die fadenscheinigen Stellen, sind einige Ösen ausgefranst, der Saum vom ewigen Schleifen über den Bühnenboden zerschlissen - „und an manchen Stellen löst sich einfach der Stoff auf“, sagt Beck. Trotzdem hätte das gute Stück noch weiter seinen Dienst verrichten können. Aber der vorausschauende Aalto-Hausherr, die gemeinnützige Theater-Baugesellschaft Essen (TBE), sorgt im Hintergrund für die regelmäßige Modernisierung des Hauses. Michael Koopmann von der TBE hat den technischen Direktor Beck wissen lassen: Wir haben 25 000 Euro zusammen für den neuen Vorhang. Jetzt sucht ihr mal ein Loch im Terminplan für den Austausch.

Neuer Vorhang für Aalto-Theater in Essen

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    Vorhang kommt erstmal ins Aalto-Depot

    Dieses Loch war gestern und ist heute. Gestern um 13.30 fiel das letzte Teil des 600 Kilo schweren Vorhangs. Zusammen gerollt kommt er jetzt ins Aalto-Depot und wird immer dann ausgeschlachtet, „wenn wir blauen oder schwarzen Stoff brauchen“, sagt Beck. Und das dürfte lange vorhalten bei 120 Quadratmetern Tuch. Immerhin ist der Vorhang allein zehn Meter hoch, weil die Aalto -Bühne 20 Meter hoch ist und die Kulissen bis zu zehn Meter in die Höhe ragen, sagt Beck und lacht: „Wir können nur groß bauen.“

    Heute Mittag, nach einer Nachtschicht auf der Bühne, soll der neue Vorgang sich zum ersten Mal testweise öffnen. Beck ist zuversichtlich, dass das gelingt. Die Truppe der Freiburger Firma Gerriets (Werbeslogan. „Wir machen jedes Theater mit“) hat schon an der New Yorker Met die Vorhänge ausgewechselt.