Essen. . Der Bundesverband Kinderhospiz hat auf der Margarethenhöhe ein Büro bezogen. Mitarbeiter Rainer Rettinger kämpft dort um Aufmerksamkeit und Geld für die Sache.

Ein bisschen spartanisch sieht es noch aus in den Räumen im Erdgeschoss der Sommerburgstraße 22. Die Küchenzeile fehlt, das Klingelschild ist noch von Hand geschrieben, Kartons mit Infomaterial stapeln sich mannshoch. Rainer Rettinger sieht aber nicht unglücklich aus: Der Schreibtisch steht, das Telefon ist angeschlossen und Internet-Verbindung sowie Laptop funktionieren auch einwandfrei – eben alles, was der 55-Jährige für seine Marketing-Tätigkeit und das Spendensammeln benötigt.

Vor ungefähr vier Wochen hat er das Büro bezogen, das nun Standbein des Bundesverbands Kinderhospiz im Ruhrgebiet ist. Der gebürtige Oberhausener, Journalist, Werbefachmann und Vater von fünf Jahre alten Zwillingen versteht sich dabei als Türöffner, der Kontakt zu Geschäftsführern und Vorständen von Unternehmen aufbaut, um über das Thema Kinderhospizarbeit aufzuklären und ihre Unterstützung, in welcher Form auch immer, für die Einrichtungen zu gewinnen.

Warum aber sitzt man nun in Essen, wo es weder ein stationäres noch ambulantes Angebot in diesem Bereich gibt? „Es gibt viele Einrichtungen in der Nähe. Da ist es gut, wenn man nah dran ist“, erklärt Rettinger und verweist auf Einrichtungen in Düsseldorf und Witten. „Mein eigentliches Büro sind Auto und Flugzeug. In der Geschäftsstelle des Verbandes in Freiburg muss ich auch nicht ständig sein“, erzählt der Familienvater und ergänzt: „Es geht uns aber auch darum, das Ruhrgebiet für das Thema zu sensibilisieren.“

40 bis 60 Prozent durch Spenden

Kinderhospizarbeit sei nahe dran, ein Tabuthema zu sein. „Sie ist mit großen Berührungsängsten behaftet. Wir wollen aufklären und vor allem über Missstände berichten“, sagt er. Wesentlicher Punkt ist dabei die schlechte finanzielle Situation der Einrichtungen, denn gut 40 bis 60 Prozent der Kosten für die Begleitung eines unheilbar kranken Kindes und dessen Angehöriger müssten durch Spenden abgedeckt werden.

„Wenn ich in Unternehmen oder bei Geschäftsführern vorspreche, dann steht meistens auf dem ersten Blatt meiner Präsentation der Satz: ,Ich brauche nur 15 Millionen Euro!’“ Das sei etwa die jährliche Finanzierungslücke im stationären Bereich, die durch Spenden überbrückt werden muss, damit die Arbeit in den Kinderhospizen funktioniert.

„Wir legen Wert darauf, dass in Kinderhospizen gelebt, gelacht und getrauert wird. Wir wollen leise informieren und nicht mit drastischen Bildern“, betont Rettinger und lädt Interessierte ein, mit ihm das Gespräch zu suchen. Im Blick habe er künftig etwa soziale Führungskräfte, die für eine Woche Botschafter des Verbandes werden können.