Essen-Frohnhausen. . Zehn Tage nach Verschwinden der Sparclub-Gelder mitsamt des Wirtes, der sich ins Ausland absetzte, haben seine Tochter und Ehefrau gemeinsam mit ihrer Stammkellnerin das „Rialto“ wieder eröffnet. Das haben sie auch der Mithilfe vieler Stammgäste zu verdanken, die zum Teil selbst Opfer des Betrugs wurden.

Vor einer Woche machte die Meldung Schlagzeilen, dass sich der Wirt der Frohnhauser Traditionskneipe „Realto“ mit den Ersparnissen seines Sparclubs ins Ausland abgesetzt hatte. Man schätzt die Beute auf 70 000 bis 100 000 Euro. Seit Freitag ist die Gaststätte wieder geöffnet: weil drei Frauen sehr viel Mut bewiesen und viele der Betrogenen ihnen geholfen haben.

Der Anruf, der eine kleine Welt in Scherben legte, kam Samstagmittag, wenige Stunden vor der feierlichen Auszahlung des Sparclubs: „Ich bin weg, das Geld auch. Sucht nicht nach mir, ich komme nicht zurück.“ Zack, hatte Winfrid B. aufgelegt. „Und wir standen da und fragten uns: Was machen wir denn jetzt?“, erinnert sich Wirtstochter Leyla Forozzan-Far. Gemeinsam mit ihrer Mutter und Kellnerin Heike Fauth hat sie dann beschlossen: Wir machen auf. Wir sagen den Leuten, was los ist. Da müssen wir jetzt durch.

„Die Frauen haben geweint, die Männer geschwiegen“

Also hat sie sich am Abend in der prall vollen Kneipe hingestellt und berichtet: Wirt „Winne“ ist weg, und euer Geld auch. „Die Frauen haben geweint, die Männer geschwiegen.“ Noch während Leyla Forrozan-Far von Tisch zu Tisch ging, um das Unfassbare zu erklären, drehte die Stimmung. „Plötzlich haben die Gäste uns getröstet, obwohl sie doch die Betrogenen waren.“ Am Ende haben sie sogar nicht wirklich den Hut, aber eine Schale herumgehen lassen und für die Frauen gesammelt. „Da bin ich erstmal in den Keller gerannt und habe nur noch geheult“, sagt Kellnerin Heike Fauth. Getragen von einer Welle der Hilfsbereitschaft, fassten die Frauen den Plan: Wir machen den Laden wieder auf. Leicht war das nicht. „Wir haben den ganzen Sonntag über die Probleme nachgedacht und standen vor einem riesigen Knoten“, sagt Leyla Forozzan-Far. Dann die ganzen Verhandlungen: mit dem Vermieter, mit den Lieferanten, bei denen es auch noch reichlich offene Forderungen gab: „Jedes Gespräch war ein neues Fragezeichen.“

Am Ende haben alle mitgeholfen beim kleinen Frohnhauser Adventswunder. Der Vermieter mit einem neuen Vertrag, die Gäste bei Renovierung und Dekoration, die Lieferanten. Freitag haben die Frauen stolz wieder geöffnet. Die Sorgen sind sie keineswegs los, weiß Leyla Forozzan-Far: „Wir haben viele Reservierungen vor Weihnachten und hoffen, dass wir die nicht verlieren, weil die Gäste schon woanders gebucht haben.“ Diese Woche kommt das neue Kneipenschild über die Tür. Und dann wird die Kneipe wieder so heißen wie das Kino, das 1956 hier eröffnete: „Das neue Rialto“. Mit i.