Essen. Wegen einer Ermittlungspanne hat die Polizei Essen womöglich die Spur eines mutmaßlichen Sextäters verloren. Dieser hatte zwei zehnjährige Mädchen angesprochen und verfolgt. Die Beamten versäumten, Bilder des Verdächtigen aus einer Überwachungskamera anzufordern, bevor diese gelöscht wurden.
Die Polizei hat eine Ermittlungspanne eingeräumt, durch die sie womöglich die Spur eines mutmaßlichen Sextäters verloren hat. Sie hat versäumt, Bilder des Verdächtigen aus der Evag-Videoaufzeichnung anzufordern, bevor diese routinemäßig gelöscht wurden.
Am Dienstag, 30. Oktober, waren ein zehnjähriges Mädchen und ihre Freundin an der Bushaltestelle Rosastraße an der Paulinenstraße in Rüttenscheid von einem Unbekannten angesprochen worden. Der etwa 20 Jahre alte Mann fragte die Mädchen mehrfach, ob sie ihn Heisingen wohnten und ihn dorthin mitnehmen könnten. Der etwa 185 bis 190 Meter große Mann mit einer blauen Adidas-Tasche soll den Mädchen sogar hinterher gelaufen sein, als sie sich von ihm entfernt hatten.
Eltern zeigen sich entsetzt
Als der Bus nach Heisingen kam, stiegen die Kinder ebenso wie der Mann ein. Vater Guido Wiethaus berichtet: „Die Kinder haben sich nicht getraut, den Busfahrer anzusprechen, weil im Bus ein Schild hängt, dass man den Fahrer während der Fahrt nicht ansprechen darf.“
Zuhause berichtete die Zehnjährige von ihrem Erlebnis. Die Eltern gingen mit ihr noch am selben Tag zur Polizeiwache Rellinghausen an der Frankenstraße und meldeten den Fall. Die Beamten sagten, auf den Videoaufnahmen aus dem Bus sei der Mann womöglich zu identifizieren.
Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht
Um so entsetzter waren die Eltern, als sich Donnerstag ein Kripo-Ermittler bei ihnen meldete und ihnen mitteilte, dass die Videoaufnahmen inzwischen gelöscht seien - „aufgrund der langen Laufzeit des Vorfalls bis zu dem ermittelnden Beamten“. Die Eltern haben eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Guido Wiethaus: „Wir sind entsetzt, wie desaströs die Polizei mit der Sicherheit unserer Kinder umgeht.“
Auch interessant
Polizeisprecher Ulrich Faßbender räumt die Ermittlungspanne unumwunden ein. „Die Kollegen wussten nicht, dass die Evag ihre Videoaufnahmen nach 36 Stunden routinemäßig löscht. Das wissen viele von uns, aber eben nicht alle.“ Die Beamten, die die Anzeige aufgenommen hatten, hätten wahrscheinlich sofort bei der Evag-Leitstelle die Bilder angefordert, wenn sie von der Löschfrist gewusst hätten.. „Das war ein Kommunikationsproblem in unseren Reihen.“
Der konkrete Fall ist nicht mehr zu reparieren, obwohl Faßbender darauf hinweist: „Die Bilder sind nur ein Baustein in unseren Ermittlungen.“ Damit das Sichern von Überwachungs-Bildern aber künftig besser läuft, wird die Polizeiführung Anfang der Woche alle Beamten, die mit Anzeigen zu tun haben könnten, über die Löschfristen der Überwachungskameras informieren.