Essen. Die Verwaltung macht einen Vorschlag zur Rettung des Pfingst-Open-Airs im Werdener Löwental: Das gesamte operative Geschäft soll der Rockförderverein übernehmen, das Jugendamt beschränkt sich künftig darauf, das Festival -Programm zu planen und den Austausch zwischen den Behörden zu organisieren.

Ein Mal will die Stadt noch mitspielen, doch mit dem letzten verklingenden Ton des kommenden Pfingst Open Airs im Werdener Löwental werden die Veranwortlichen des Jugendamts wohl zum Schlussakkord ausholen. Zu hohe Kosten, zu viel Aufwand, zu wenig Personal – die Kommune kann und will sich ihr Engagement zumindest im bisherigen Umfang nicht mehr leisten. Die Planung der Traditions-Veranstaltung sei weder „zeitlich noch personell“ in Eigenregie zu stemmen, heißt es. Deshalb soll künftig der Rockförderverein Essen die Festivalleitung übernehmen und vor allem nach Sponsoren suchen, um das Ganze finanziell überhaupt noch wuppen zu können.

Nicht zuletzt die nach der Love Parade-Katastrophe geforderten hohen Sicherheitsstandards ließen das Festival 2011 ins Wasser fallen und die Kosten in 2012 schmerzhaft steigen, während die Einnahmen durch den Getränkeverkauf an eine von 25.000 auf 13.000 gestutzte Zuschauerschar deutlich zurückgingen.

Ausgaben stiegen rapide

Dafür mussten die Fluchtwege an der Sportanlage im Löwental umgebaut, Eingangsschleusen errichtet und Sicherheitsleute engagiert werden. Mit der Folge, dass das „Umsonst und draußen“-Happening im vergangenen Jahr fast doppelt so teuer geworden ist als 2010: Die Ausgaben kletterten von knapp 86.000 Euro auf nahezu 160.000 Euro. Allein fürs Erstellen und Umsetzen des verlangten Sicherheitskonzepts fielen 34.700 Euro an, geht aus einer Aufstellung der Stadt hervor.

Am Ende wurden 65.800 Euro aus der Kasse des Rockfördervereins gedeckt, der zum Glück Rücklagen aus den Vorjahren hatte bilden können, 52.000 Euro gab die RWE Stiftung dazu, das Jugendamt übernahm einmalig 33.750 Euro. Zum Vergleich: In den Jahren zuvor steuerte die Stadt nicht mehr als 4200 bis 4950 Euro bei.

Beliebter Treffpunkt

Bei aller Begeisterung für die Einmaligkeit des über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Treffpunkts für musikbegeisterte Generationen am Ruhrufer: Mit diesen nüchternen Zahlen werden sich die Politiker im nächsten Jugendhilfeausschuss beschäftigen müssen – und dann auch mit der zwangsläufigen Frage, wie es nach 2013 in Werden weitergehen soll, wenn sich die Stadt den Spaß an der Ruhr noch einmal 7000 Euro hat kosten lassen und schon jetzt ein Minus von insgesamt 61.000 Euro absehbar ist.

Die Verwaltung macht einen Vorschlag: Das gesamte operative Geschäft soll der Rockförderverein übernehmen, das Jugendamt beschränkt sich künftig darauf, das Festival -Programm zu planen und den Austausch zwischen den Behörden zu organisieren. Ein kleiner Trost, falls der große Wurf nicht gelingen sollte: 1980 teilten sich acht Bands vor 600 Zuhörern zwei Bühnen auf Lastwagen-Ladeflächen. Hat auch Spaß gemacht.