Essen. Aufgeheizt war die Stimmung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung VIII in Essen-Kupferdreh: Thema war die geplante Umwidmung der leerstehenden Grundschule Dilldorf in eine Notunterkunft für Asylbewerber. Auch polemische Kommentare fielen.
Tumultartige Zustände spielten sich in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) VIII in Kupferdreh ab. Rund 50 Bürger wollten von den Stadtteilpolitikern etwas zur geplanten Umwidmung der leerstehenden Grundschule Dilldorf in eine Notunterkunft für Asylbewerber hören. Einzelne nahmen die Sitzung jedoch zum Anlass, ihren Unmut gegen die Entscheidung der Stadt polemisch zu äußern.
Es fing harmlos an: Ein Bürger durfte vorformulierte Fragen zu dem kurzfristig auf die Tagesordnung gehievten Punkt stellen, nach Kosten und nach Alternativen zum Standort etwa. „Alle Fragen können so kurzfristig nicht in der Sitzung beantwortet werden“, betonte Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Schwarze und verwies auf eine Bürgerinformation in der kommenden Woche, der der richtige Ort für eine offene Diskussion sei – im Gegensatz zur Sitzung der Bezirksvertretung, wo es die Satzung nicht erlaube.
Sachliche Bahnen
Doch bald fuhren einzelne Besucher dem berichtenden Büroleiter des Sozialdezernats, Hartmut Peltz ins Wort. Als Peltz sagte, dass die Entscheidung feststehe, das Gebäude zur Notunterkunft für Roma-Flüchtlinge zu machen, ruft jemand: „Dann fliegen bald Bomben!“ Und nachdem Peltz zusagte, die Sicherheit werde erhöht, etwa durch mehr Polizeistreifen, ließ sich einer zur Frage hinreißen: „Bekommen wir auch Waffen?“ Die Politiker waren bemüht, die aufgeheizte Stimmung wieder in sachliche Bahnen zu lenken - auch wenn die Bürger sich nur schwer beruhigen ließen und die Sitzung um ein Haar vor dem Abbruch stand.
Dabei ist unter den Stadtteilpolitikern kaum ein Fürsprecher für den Standort Dilldorfschule zu finden, der für 120 000 Euro so umgebaut wird dass dort bis zu 80 Roma überwintern können. SPD-Fraktionschef Rolf Raithmayer und sein CDU Kollege Heinz-Josef Böcker etwa wiesen darauf hin, dass der Bezirk Ruhrhalbinsel „überdurchschnittlich hoch“ mit Asylbewerbern in Übergangsheimen belastet sei. Jürgen Klein von der FDP griftf die Sicherheitsfrage auf: „Die Dilldorfer haben Angst und Sorge“, sagte er unter Applaus der Anwohner. Doch dann schoss er übers Ziel hinaus: „Die türkische Botschaft ist gut geschützt, aber was ist mit unseren Leuten?“
Die Anwohner wollen indes am Samstagnachmittag an der Dilldorfschule gegen die Unterbringung der Roma demonstrieren: mit einer Lichterkette. Kathrin Richter, Vorsitzende der Essener Gruppe von „Pro Asyl“, hält das für geschmacklos: „Mit diesem Symbol haben wir in den 90ern angesichts brennender Heime unsere Solidarität für Asylbewerber gezeigt.“