Essen. . Pläne fürs Kreuzeskirchviertel sehen neben Wohnen auch einen Bürobau vor, die neue Zentrale der Stadttochter?

Am Computer war der Neuanfang auf den ersten Blick schnell gemacht: Aus weißen Männekes, die noch neulich auf den virtuellen Fotos flanierten, wurden kurzerhand bunte. Und die Automarken wechselten auch: japanischer Cityflitzer statt BMW Cabrio.

Doch was das Düsseldorfer Architekturbüro Grimbacher Nogales an Planungen ins neue Kreuzeskirchviertel gesteckt hat, erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Wo bislang mit Rücksicht auf unterschiedliche Investoren drei getrennte Projekte existierten, entstand am Reißbrett jetzt eine klassische Blockrand-Bebauung, die im Schatten des denkmalgeschützten Gotteshauses ein Quartier mit wunderschönem Innenhof schafft, den dereinst nicht nur die Café-Besucher werden zu schätzen wissen.

Aber das ist es nicht allein, was der Allbau meint, wenn er dieser Tage davon spricht, dem Quartier um die Kreuzeskirche in der nördlichen Innenstadt „ein neues Gesicht“ geben zu wollen. Denn ein knappes Jahr nach dem Scheitern der Zusammenarbeit mit Projektentwickler Klaus Wolff hat die städtische Wohnungsgesellschaft das Viertel zwischen Kreuzeskirchstraße und Kastanienallee, Rottstraße und I. Weberstraße mehr denn je zu ihrem eigenen Projekt gemacht.

43 Millionen Euro fürs Kreuzkirch-Quartier

Nicht nur durch die beachtliche Größenordnung von 43 Millionen Euro, die man ins Kreuzeskirch-Quartier stecken will: „Wir haben keine Angst vor dieser Investition, sie ist absolut verantwortbar“, sagt Allbau-Chef Dirk Miklikowski. Nein, das entscheidend andere zu allen bisherigen Plänen ist die Idee, dass der Neuanfang in der Nord-City vor allem dann gelingen kann, wenn der Allbau selbst ein Teil dieses Neuanfangs ist. Im Klartext: In Unternehmens- und Stadtspitze spielen die Verantwortlichen mit dem Gedanken, die Allbau-Zentrale vom Kennedyplatz ins Kreuzeskirchviertel zu verlegen.

Auch wenn die zuständigen Gremien dies noch nicht abgesegnet haben: Planungsdezernent Hans-Jürgen Best steht dem Gedanken genauso offen gegenüber wie Allbau- Aufsichtsratschef Manfred Reimer, der sich mit dem Hinweis zitieren ließ, die städtische Tochter sei „gut beraten, dort selbst einen Akzent zu setzen“.

Baubeginn im Herbst 2013 

Den 165 Mitarbeitern dürfte ein Umzug nur wenige Meter weiter nicht übermäßig ungelegen kommen, zumal neue Büroräume die „Zellen-Arbeitsplätze“ im jetzigen Allbau-Haus ablösen würden. Die wirtschaftlichen Vorteile liegen dagegen auf der Hand, denn der alte Standort lässt sich, so zeigen offenbar erste Kontakte, gut vermarkten. Gleichzeitig brächte der Umzug des erst vor drei Jahren am jetzigen Standort eingerichteten Kunden-Centers 40.000 Besucher im Jahr und damit deutlich mehr Leben in die nördliche Innenstadt.

Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen, die vom denkmalgeschützten Haus der Begegnung gegenüber in den Allbau-Neubau ziehen soll (und dabei mit einer Verringerung der Fläche von 4.000 auf 1.300 Quadratmeter offenbar gut leben kann) würde die Allbau-Zentrale an der Rottstraße das Vermarktungsrisiko spürbar senken.

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Dass sich für die darüber hinaus geplanten 50 bis 60 hochwertigen Mietwohnungen und die etwa ebenso große Zahl von Studenten-Appartments genügend Interessenten finden, ist für Miklikowski ausgemachte Sache: Er setzt, keine Frage, auf den positiven Effekt des wenige hundert Meter entfernten Univiertels, in dem nicht nur der Allbau einen wahren Run auf das Wohnungsangebot erlebte.

Zusammen mit einer dreizügigen Kindertagesstätte für knapp 60 Kinder, in der der Allbau sich eine Reihe von Plätzen sichern will, ergibt sich im Quartier genau der Mix, der Miklikowski vorschwebt: Wohnen und Büros, Studenten und Ältere, eine Kita und ein Café – „wir suchen das Integrative“, schwärmt der Allbau-Chef und glaubt es in den jetzigen Planungen gefunden zu haben.

Warten wird man gleichwohl noch müssen: Der Baubeginn für den Großteil des Projektes ist für Herbst 2013 geplant, die Fertigstellung für Ende 2015. Die Erneuerung der Nord-City ist dann noch nicht beendet, im Gegenteil, sie beginnt erst: Das dann freigezogene Haus der Begegnung gegenüber würde der Allbau gerne mitsamt dem eigenen angrenzenden Wohnblock entwickeln. Zumindest am Computer geht das ganz schnell...